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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0047
In den geschütztechnischen Vorschriften des Feuerwerkbuches sind die Abmessungen
einer Steinbüchse wiedergegeben. Obwohl der Text nach 1388 geschrieben worden
sein muß - er spricht von Berchtold in der Vergangenheitsform - gibt die Vorschrift
Büchsenabmessungen wieder, wie sie um das Jahr 1380 üblich gewesen sind!
Aus allen übrigen Vorschriften läßt sich nichts entnehmen, was einer Datierung
derselben auf 1380 widerspräche.

Zum andern sind die in Frage- und Antwortform gefaßten 12 Büchsenmeister-
fragen eine ebenfalls nicht-übliche Art, Vorschriften wiederzugeben. Betrachten
wir als Beispiel die erste Frage des Meisters an seinen Schüler. Die Antwort: Etliche
sagen, das Feuer erzeuge die Energie, die das Geschoß beschleunigt. Ich aber sage:
es ist der Druck, den die Pulvergase erzeugen.

Wer, als Einziger, besäße das Recht, diese Form des Ausdrucks zu wählen, wenn
nicht der, der diese Tatbestände erarbeitet hat? Man muß zumindest die Frage
stellen, ob es sich bei den 12 Büchsenmeisterfragen nicht doch um Relikte eines
Textes handelt, den Berthold selbst einmal niedergelegt haben könnte. Wiederum
gibt es einen Hinweis darauf: Die Incunabel 10117 a (neue Signatur: 2650 a) der
ehem. Preußischen Staatsbibliothek Berlin, eine der frühen, gereimten und undatierten
Abschriften des Feuerwerkbuches, schreibt auf Bl. 5 v, Zeile 3:

Es schribet ain maister berchtold

das salpeter sy mit gewalt...

(Es schrieb ein Meister Berchtold, daß Salpeter die Energie liefere ...).

Das ist der einzige Hinweis (um 1410) darauf, daß der Meister selbst eine schriftliche
Fixierung seiner Arbeiten vorgenommen hat, die, wenn sie existierte, verschollen
ist (7).

Nach allem, was sich feststellen läßt, muß der anonyme Autor im Besitz wichtiger
, vielleicht originaler Unterlagen gewesen sein, die er nach Berchtolds Tod, aber
noch vor Erscheinen der ersten Abschriften seines Buches nach 1400 in die Form des
Feuerwerkbuches gebracht hat. Ein Zeitgenosse also, wenn auch jünger als Berthold
, dessen Selbstsicherheit am Ende der Büchsenmeisterf ragen durchklingt:

Jetzt hast du im vorausgehenden Abschnitt zum ersten Mal gehört, was füi
einen Büchsenmeister erfoderlich und auch von Nutzen ist...

Über die jetzt möglich gewordenen Datierungen zur Erfindung des Geschützes -
der Steinbüchse - durch Berthold ist im ersten Beitrag berichtet worden (8). Das
Erscheinen der Steinbüchse läßt sich für die Jahre 1374/75 sicher belegen, so daß
man den Erfindungszeitraum, der ja vorausgegangen ist, auf die Jahre 1373/74
datieren muß. In diesem Zeitabschnitt um 1374 hat Berthold die ersten Meister an
der neuen Waffe ausgebildet, hat er seine Erfindung weitergegeben, die sich als „die
neue Kunst" sehr rasch verbreitete.

Drei weitere, waffen- und chemiegeschichtlich interessierende Tatsachen ergeben
sich aus der Bearbeitung der Salpeter- und Pulverrezepte. Berthold hat, wie sich
aus dem Vergleich mit frühen Pulverrezepten ergibt, als erster erkannt, daß es drei
Komponenten sind, aus denen Schießpulver bestehen muß, Salpeter, Schwefel und
Kohle. Alle übrigen, häufig und wahllos verwendeten Stoffe, wie öle, Harze, Firnisse
, Ruß usw. sind als Zusätze zum Pulver zu betrachten und pulvertechnisch ent-

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