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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0051
lung betrieb. Das läßt sich an einer Parallelhandschrift zeigen (12). Waftenent-
wicklung und Pulverentwicklung ließen sich aber nicht trennen, und neue Meister
kamen aus seiner Schule, die nachweisbar um 1376 von Rottweil und Straßburg
aus die „Neue Kunst" verbreiteten (13). Dies aber erklärt zwei Dinge: Berthold
erwirbt in den Jahren 1374 bis 1380 den Beinamen niger und, da Chemiker ihre
Laboratorien stets außerhalb von Wohngebieten haben mußten (14), liegt hier
wohl der Ansatzpunkt für die Entstehung der volkstümlichen Uberlieferungen, auf
die im folgenden noch zurückzukommen sein wird.

Das hier gezeichnete, sicherlich ungewohnte Bild des Berchtoldus niger ergibt sich
zwangsläufig aus dem Text des Feuerwerkbuches, des ältesten und am meisten kopierten
Berichtes, den wir über ihn besitzen. Kann dieses Bild zur Klärung seiner
Persönlichkeit beitragen? Der einsam in einem Gelaß des Klosters arbeitende Mönch
wird schon durch den Libellustext infrage gestellt, und die Salpeter- und Pulverrezepte
zeigen in ihrer Gesamtheit, daß ein einzelner Mann ohne Hilfskräfte und
ohne fortlaufende Schußversuche mit Geschützen kaum zu solchen Arbeiten imstande
gewesen ist. Geht man jedoch von der Vorstellung des frei arbeitenden weltlichen
Alchemisten Berchtold aus, so sind zwei Tatsachen miteinander zu vereinbaren
, die eine zunächst noch offene Frage darstellen: Berchtoldus niger, der Alche-
mist, den wir nach 1374 noch weiterarbeiten sehen und der Mönch Berchtoldus
niger, der 1388 dem Henker verfällt.

Der Büchsenmeister Franz Helm aus Köln, der 1529 als erster das Feuerwerkbuch
als Anhang zum deutschen Vegez in Druck gibt, zitiert eine Handschrift von
1454, die wiederum auf eine verschollene Schrift von 1444 zurückgeht. Helm zitiert
: (Sammelkodex 4° ms 1-4 des Zeughauses Berlin, ms 3 Bl. 49 *)):

„Item ist hir zu wissen wer dz puluer vnd dz geschitz erdacht vnd erfunden hat,
der ist gewesen ain Bernhardinerminch mit namen bartoldus nigersten . . . da . . .
man zeit 1380 Jahr . . . der bartoldus niger ist vonn wegen der kunst die er erfunden
vnd erdacht hat, gerichtet worden vom leben zum todt im 1388 Jar."

In diesen kurzen Worten stehen mehrere Informationen. Berthold ist der Erfinder
des Geschützes und des Pulvers, er wurde aus diesem Grunde und aus keinem
anderen hingerichtet - wie eine spätere Quelle schreibt, durch Kaiser Wenzel in
Prag verbrannt und Berthold war Bernhardinermönch. Das Jahr der Pulvererfindung
ist 1380, das Todesjahr 1388.

Es kann sich um keine Verwechslung, nicht um zwei verschiedene Personen handeln
. Es muß daher1 der Versuch gemacht werden, diese drei Daten: 1374 - 1380 -
1388 in einen inneren Zusammenhang zu bringen. Es muß irgendetwas Wesentliches
geschehen sein, das den Alchemisten 1380 veranlaßte, seine Arbeiten zu beenden
und als Mönch in einen Bettelorden einzutreten.

Viele alten Berichter geben stereotyp 1380 als das Erfindungsjahr des Pulvers
und Geschützes an. Alleine sieben italienischen Chronisten, von denen drei unabhängig
voneinander berichtet haben. Hansjakob glaubte deshalb, Ursache seien die
Kämpfe zwischen Venedig und Genua um die Lagunenstadt Chiogga gewesen, bei

* Die Stelle ist aus Feldhaus (7) zitiert. Es ist zu befürchten, daß diese Hs den Wirren des II. Weltkrieges
zum Opfer gefallen ist. Vielleicht auch befindet sie sich in den nicht zugänglichen Handschriftenbeständen
der DDR.

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