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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0052
denen erstmals die um 1376 in Venetien erscheinenden Steinbüchsen eingesetzt
worden sind. Die Entscheidungsschlacht, eine Seeschlacht, fiel im Dezember 1379
zugunsten Venedigs. Deshalb, so Hansjakob, hätten die alten Chronisten das Jahr
1380, als die Nachrichten über die neue Waffe durch die Lande liefen, dieses Jahr
auch als Erfindungsjahr angenommen. (Vgl. Abb. 4).

Der Schluß Hansjakobs erscheint jedoch falsch: Denn wenigstens einem der
sieben Berichter - unter ihnen war Aeneas Sylvius Piccolomini, der spätere Papst
Pius II. - hätte auffallen müssen, daß eine Waffe, die ein Deutscher erfunden hat
und die 1379 in Italien eine Schlacht entscheidet, nicht 1380 erfunden worden sein
konnte.

So bleibt nur der Schluß, daß man nach Bekanntwerden dieser ungeheuerlichen
Erfindung, die die Menschen jener Zeit viel stärker beeindruckte als uns, den Erfinder
zu ermitteln suchte. Wurde Berthold gewarnt? Wahrscheinlich, so daß er noch
Zeit hatte, seine Arbeiten abzuschließen, seinen Tätigkeitsbereich aufzugeben und
seine Mitarbeiter zu entlassen, damit sie sich schützen konnten. Hat er damals -
1380 - alles schriftlich fixiert und jemandem übergeben? Die Vorschriften des Feuerwerkbuches
sind auf diesen Zeitraum widerspruchlos datierbar, mehr kann nicht
darüber gesagt werden. Ebenso wäre es denkbar, daß der Meister aus innerer Einkehr
in ein Kloster eingetreten ist - wir wissen es nicht! Der Verfasser dieses Beitrags
neigt der ersten Annahme zu, denn die Reaktion der Öffentlichkeit auf diese
neue Waffe muß mehr als negativ gewesen sein. Hansjakob hat der Wiedergabe
solcher Urteile ein eigenes Kapitel gewidmet: „Beurtheilung der Erfindung in der
Welt" (2). Es ist empfehlenswert und interessant, dieses Kapitel bei Hansjakob
nachzulesen.

Noch 1375 schreibt der Italiener Guido Pancirollus (deutsch 1602), zit. n. (2.
S. 77 ff): Wenn auch der Neid den Deutschen die Erfindung nicht entreißen kann,
so mögen sie dieselbe nur haben, da sie selbst den Erfinder und sein Werk verfluchen
. Denn ihr Urheber ist geboren zum Verderben des Menschengeschlechts und
sein Name fluchwürdig! Nicht Menschengeist, sondern ein Dämon hat den Weg zu
dieser Erfindung gezeigt!

Flüchtete sich Berthold nicht doch in den Schutz klösterlicher Mauern, als der Ruf
laut wurde, der Erfinder dieser Waffe müsse seiner gerechten Strafe zugeführt werden
? Und wenn, ist es wahrscheinlich, daß der Meister in das nächstbeste Kloster
eintrat? Viel eher liegt sein Arbeitsort räumlich weit von seinem späteren Aufenthaltsort
im Kloster entfernt.

Guido Pancirollus ist der erste und einzige, der etwas über die Herkunft des
Berchtold sagt: (15).

Unter den Erfindungen der Deutschen nehmen die metallenen Vorrichtungen,
die mit furchtbarem Donnerschlag eiserne Kugeln und Steine weithin schleudern,
die Mauern und Städte und alles, was ihnen in den Weg kommt, niederwerfen,
nicht den letzten Platz ein. Man nennt sie Bombarden *). Alle Erfindungen auf
dem Gebiet der Kriegsmaschinen seit Archimedes waren Kinderspiele gegen diese

* Anm. Das Wort Bombarde erscheint erstmals 1326 in einer Florentiner Urkunde als Magister bombardarum,
(bombos = ßofxßoQ Brummen, Hall). Vielerorts wandte man diese Bezeichnung wahllos auf die Vorläufer
der Steinbüchse, wie auch auf diese selbst an.

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