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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0056
Büchsen unternommen haben muß, veranlaßte und begünstigte dies die Entstehung
solcher Überlieferungen. Nicht erklärlich wäre es, bliebe man bei dem alten Bild
des mönchischen Pulvererfinders, der die Schwelle seines Laboratoriums nie überschritt
.

Das eingangs Ermittelte führt hier aber zu zwei weiteren Fakten, die für Freiburg
sprechen. Das erste erscheint sehr schwerwiegend. Der Waffenhistoriker B.
Rathgen (13) hat in Unkenntnis der Tatsache, daß Berthold der Erfinder der Steinbüchse
ist, dem Ursprung der „Neuen Kunst" nachgespürt und sein Zentrum am
Oberrhein gefunden! Nicht Basel, aber Freiburg, Rottweil und Straßburg sind die
Orte, von denen die Steinbüchse ausstrahlte, von wo die ersten Meister urkundlich
belegbar kamen, wie Rathgen feststellt, ab 1375. Doch wo der Ort war, von
dem die Erfindung kommt, dürfte auch der Erfinder zu suchen sein. Ein Straßburger
und ein Rottweiler Meister waren nach Trier und Frankfurt berufen worden,
um dort die „Neue Kunst der Grabenbestreichung", d. h. der Flachschüsse mit der
Steinbüchse zu lehren. Waren sie in Freiburg ausgebildet worden? Es spricht eigentlich
alles dafür.

Ein letztes Faktum, das fünfte, läßt sich hier einfügen. Berthold war von Beruf
Alchemist und Metallurg. Solche Meister saßen damals wie heute dort, wo sie ihr
Auskommen fanden. Unter allen Städten der mittleren Oberrheinzone war Freiburg
zu jener Zeit das bedeutendste Zentrum des Bergbaus, speziell des Silberbergbaus
. Reiche Funde um die Jahrhundertmitte waren gemacht worden, ausreichende
Handelslinien waren vorhanden, und auch Gold stand in begrenztem Maß durch
die Rheinsandwäscherei zur Verfügung. Wenn Berthold im oberrheinischen Bereich
saß, wie seine Erfindung zeigt, dann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in Freiburg
, wie es Pancirollus später angegeben hat. In der Umgebung der Stadt muß
sein Laboratorium gelegen haben, wo er später seine entscheidenden Arbeiten
durchführte.

Noch etwas deutet darauf hin: Freiburg war ein Zentrum der frühen Büchsen-
meisterei. Das muß einen Grund gehabt haben. K. Geres bemerkt, daß Herzog
Leopold 1386 (Sempach) mehrfach vom anrückenden Freiburger Aufgebot Schützen
verlangt habe (21). In Freiburg wurden 1415 die ersten eisernen Kugeln gegossen
. Wahrscheinlich war eben Freiburg das Zentrum der Steinbüchsenmeiste-
rei, und wenn es nach 1388 noch weiter intakt blieb, so zeigt das nur, daß Männer,
die mit Berthold zusammengearbeitet hatten, dort verblieben waren und in der
betont bürgerlich-freiheitlichen Stadt trotz persönlicher Risiken ihre Arbeiten fortsetzten
.

Es scheint deshalb nicht zu weit gegriffen, wenn man annimmt, daß der anonyme
Autor des Feuerwerkbuches einer dieser Männer gewesen ist oder doch aus dieser
Gruppe stammte. Das ganze Feuerwerkbuch einschließlich der so wichtigen Rezeptgruppen
besitzt authentischen Charakter und wird von der chemiegeschichtlichen
Forschung als Dokument betrachtet werden müssen. Sein Autor verweist ausdrücklich
auf Berthold als den Erfinder der Steinbüchse und den Urheber der chemischen
Rezeptgruppen. Der Gang der Erfindung ist im zentralen Abschnitt knapp, aber
präzise und widerspruchsfrei geschildert. Die Theorie findet sich in den ersten bei-

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