Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0072
rierte, allgemein feinere Ausarbeitung und die glatten, fast geschleckt wirkenden
Faltenbahnen des Chorrockes stutzig. So soll J. B. Sellinger auch gearbeitet haben?
Hat Bischof Vitus Burg die beiden Steinbildwerke von irgendwoher erworben und
für den neuen Standort an seiner Kirche von Kappel am Rhein zurichten lassen?
Oder verblüffen uns dort heute Statuen (einschließlich Sockelkartuschen), die ein
Bildhauer 1828/29 ganz nach sellingerischen Vorbild geschaffen hat? Das wäre zumindest
nachträglich noch eine hohe Anerkennung für Johann Baptist Sellinger
gewesen.

Eine kleine steinerne Immaculata, deren ursprünglicher Standort unbekannt ist,
schmückt heute das Sporthaus Armin, Lange Straße 68, in Waldkirch. Sie folgt dem
Krozinger Prototyp von 1754 genau so nach wie die große Immaculata über dem
Hauptportal der Pfarr- und Wallfahrtskirche in Kirchhofen™ Nicht täuschen lassen
darf man sich in letzterem Fall von dem feingehauenen Grabstein der Familie
Dorner aus dem Jahre 1772, der sich heute durch neubarocke Umrahmung mit
dem schlichten hochgotischen Hauptportal und der Statuennische zusammengeschlossen
zeigt. Bildhauer Joseph Dorner (geboren 13. 8. 1731 Ehrenstetten),39 -
im Breisgau fast so vergessen wie sein Landsmann, der qualitätsvoll arbeitende
Bildhauer Joseph Leiber (geb. 3. 8. 1738 Kirchhofen-Oberambringen),39 - hatte für
seine Eltern ein Epitaph mit hübschen trauernden Engelskindern und guter plastischer
Durchformung geschaffen, das sich nicht nur von der drastisch-derben Manier
der J. B. Sellinger-Immaculata deutlich abhebt, sondern in Kirchhofen später auch
für würdig erachtet wurde, zum Hauptportalschmuck der Kirche aufzusteigen. Bei
der Immaculata hingegen zwingen Sockelkartusche, Engelsköpfchen und drachenähnliche
Schlange vor der Erdkugel, der ungewöhnlich voluminös um die Gestalt
rauschende, mit einem Riemen hochgefaßte Mantel, die derben Hände und das
charakteristische Gesicht förmlich dazu, sie dem Werk J. B. Sellingers zuzuschreiben
.

Aus der Werkliste unseres Bildhauers herauszunehmen, sind die beiden 1763
entstandenen, kurzgestauchten Steinstatuetten der Immaculata und des heiligen
Florian am Haus Hauptstraße 27 in Endingen a. K. Als 1969 die Immaculata mutwillig
aus der Hausnische gerissen und beschädigt wurde, entdeckte man an der
Seite der Stehplatte die Signatur „BL", eine Kennzeichnung, die sich ohne Schwierigkeit
als Name des Endinger Bildhauers Bernhard Löffler (1743-1805)40 enträtseln
läßt. Gerade weil an diesen Erstlingswerken Löfflers41 stilistische Parallelen
zu sellingerischen Arbeiten auffallen, stellt sich die Frage, ob ein Schulzusammenhang
zwischen dem Freiburger Meister und dem jungen Endinger Bildhauer angenommen
werden muß.

In eine Linie mit den Immaculaten sind auch andere weibliche Figuren J. B. Sellingers
zu stellen. Am Kanzleigebäude des Heitersheimer Malteserschlosses ließ
dessen Erbauer, Fürst Philipp Wilhelm von Nesselrode und Reichenstein, das
Hauptportal mit den etwa ein Meter großen steinernen Statuen der Fides und
Justitia (Treue und Gerechtigkeit) sowie einer wuchtigen, auf dekorative Wirkung
bedachten Wappenkartusche schmücken. Während F. X. Kraus als Bauzeit 1740
annahm, vermutete Walter Vetter, daß das Kanzleigebäude sogar vor 1740 ent-

70


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0072