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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0084
Es ist nicht ungewöhnlich, daß sich die Spuren beider Meister während des
Krieges verlieren; zu jenen Zeiten waren Orgelmacher ohnehin nicht mehr gefragt.

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Der lutherische Orgelmacher Hans Heinrich Fortenmiller - gebürtig in Lindau
- hat den Krieg in Freiburg überlebt. Schon 1613 wohnte er im Haus „Zum roten
Reh" (Bertoldstr. I);10 1649 wird er in einer notariellen Angelegenheit ausdrücklich
als „Orgelmacher" erwähnt. 1648 reparierte er die Orgel des Franziskanerklosters
zu Kenzingen.11

War schon Fortenmiller - durch die Zeitumstände bedingt - ein wenig produktiver
Meister, so sollten sich die Auswirkungen der Kriegshandlungen auf dem
Sektor der Orgelbaukunst in Freiburg nach 1650 deutlich bemerkbar machen:
60 Jahre lang mußte die Stadt auf einen ortsansässigen Meister verzichten und die
Arbeiten im Münster auswärtigen Künstlern anvertrauen: Chor- und Hauptorgel
reparierte 168T Caesar Schott aus Horb,2 die neue Chororgel fertigte 1708 der
„Orgelmacher aus Waldshut" (Johann Christoph Albrecht).12

Ein - vermuteter - ehemaliger Geselle Albrechts, Franz Josef Bürglin aus
Waldshut, kaufte sich 1715 als Bürger in Freiburg ein. Als Orgelmacher ist er in der
Stadt nicht in Erscheinung getreten, arbeitete jedoch zwischen 1734 und 1739 in
Waldshut, Tiengen, Berau und Laufenburg.13

Um 1700 werden im südbadischen Raum kaum Orgelneubauten zu ermitteln
sein; die Kriege Ludwigs XIV., Hungersnöte und Mißernten hatten zu einer Katastrophe
geführt, die es den Gemeinden nicht mehr erlaubte, kirchliche Ingebäude
zu beschaffen - an Orgeln als teuerstes und sprechendstes Ausstattungsstück eines
jeglichen Kultraumes war nicht zu denken. Was nach den Kriegen noch erhalten war,
wurde notdürftig geflickt. Um solche Arbeiten bewarben sich auswärtige, zugewanderte
Handwerker; allen voran Andreas Silbermann aus Sachsen, der sich seit
1699 im Elsaß aufhielt und 1701 in Straßburg ansässig wurde. Nach einem Aufenthalt
in Paris wurde sein Unternehmen ab 1706 schulebildend am Oberrhein.14

Um 1720 begann der Barockorgelbau in Südbaden aufzublühen, sporadisch zunächst
und auf Klöster bzw. von Kriegen verschonte Gemeinden beschränkt. Die
großen - d. h. zweimanualigen - Orgeln bleiben lange Zeit (bis ca. 1800) den Klöstern
vorbehalten. Allmähliche Tilgung der Kriegsschulden und geplünderte, nur
notdürftig gängig gemachte Orgeln ließen den Wunsch nach neuen Instrumenten
aufkommen. Eine gesteigerte Nachfrage bewog ausländische Orgelbauer, die sich
einen günstigen Markt versprachen, zur Ansiedelung. Ab 1720 bis etwa 1750 bestimmen
die „Einwanderer" aus Böhmen, Franken, Flandern, Italien und Württemberg
das orgelbauliche Geschehen am Oberrhein;15 die erste einheimische Orgelbauergeneration
(Johann Hug - Freiburg, Blasius Bernauer - Staufen16 und Mathias
Martin - Waldkirch) wird durch Ausländer ausgebildet, die ihrerseits ihre
unterschiedlichen klanglichen Auffassungen dem französisch beeinflußten Ideal
eines Andreas Silbermann schnellstens angepaßt hatten. Es entwickelt sich ein
„oberrheinischer Orgeltyp", der bis ca. 1800 für eine Dorfkirchenorgel 8-15 Re-

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