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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0132
bekannt gewesen sein muß, mit der Formulierung im Erasmus-Brief an Pirkheimer
vermengt, wohl eher aus Nachlässigkeit als bewußt verfälschend. Denn schon kurz
nach Erscheinen seines Häuserbuchs hat Albert sich selbst korrigiert, wenn auch nur
stillschweigend und ohne ausdrücklichen Hinweis auf seine Fehlleistung: In seiner
Sammlung „Freiburg im Urteil der Jahrhunderte" ist der Brief an Pirkheimer korrekt
zitiert.8 Beachtet wurde dies im übrigen ebenso wenig wie der spätere Hinweis
von Bauer.9 Und dadurch, daß Albert nie auf die Erasmus-Biographie verwiesen
hat, blieb die Herkunft der hier interessierenden Stelle bisher unbekannt.

Nachdem nun der Sachverhalt soweit geklärt ist, stellt sich die Frage nach dem
Realitätsgehalt der bei Erasmus und Beatus Rhenanus ermittelten Angaben.

Das Bewußtsein, eine „residence imperiale" zu bewohnen, mag Erasmus, der
solche Ehrungen zu schätzen wußte, in der Tat sehr geschmeichelt haben. Dennoch
fällt es schwer anzunehmen, er habe aus Renommiersucht die „Bauherrschaft"
Maximilians am Haus zum Walfisch frei erfunden und selbst eifrig für die Verbreitung
der von ihm in die Welt gesetzten Legende gesorgt.10 Erasmus hat von Basel
aus sehr genau die Freiburger Verhältnisse erkundet. Er hat das ihm angebotene
Domizil, über dessen Art und Ausstattung ihm sicher auch der Rat der Stadt Informationen
übermittelt hat, durch einen Vertrauten inspizieren lassen.11 Auch von
Männern wie Glarean, der schon vor Erasmus von Basel nach Freiburg übergesiedelt
war, mögen ihn Nachrichten erreicht haben.12

Es ist nicht ausgeschlossen, daß man in Freiburg zu dieser Zeit davon überzeugt
war, daß Jakob Villinger sein Haus für den Kaiser gebaut hat. Ob dies nun wirklich
der Fall war, Maximilians Schatzmeister also nur, wie so oft, sein Geld dem
Kaiser zur Verfügung gestellt hat, oder ob man die Bautätigkeit Villingers, der
sich sehr selten in Freiburg aufhielt, schließlich mißdeutet hat, muß dahingestellt
bleiben. Es mag durchaus sein, daß die in Freiburg verfügbaren Quartiere dem
Kaiser nicht voll zugesagt haben, und daß er sich deshalb - wie er es in Augsburg
getan hat13 - eine ihm angemessene Unterkunft hat einrichten wollen, die ja im
übrigen durchaus in Villingers Besitz hätte bleiben können.14 Beachtenswert ist,
daß das Haus beim Einzug des Erasmus nicht fertiggestellt war. Hat Villinger das
Bauvorhaben nicht mehr voll ausgeführt, weil seine ursprüngliche Zweckbestimmung
durch den Tod des Kaisers 1519 entfallen war, oder waren private Gründe
im Spiel? Wie dem auch sei, Erasmus jedenfalls war schon in Basel überzeugt, daß
der Rat ihm mit dem Haus zum Walfisch Maximilians Stadtresidenz als Wohnsitz
anbot.15

Zeitgenössische Quellen, die die Auffassung des Erasmus stützen würden, sind
bisher nicht bekannt geworden. Die Ratsprotokolle der Jahre 1528/29, die unter
Umständen genauere Auskunft hätten geben können, sind verlorengegangen, und
in den übrigen Beständen des Stadtarchivs (Urkunden, Missiven und Akten) haben
die Kontakte zwischen Erasmus und dem Freiburger Rat keine Spuren hinterlassen
.16

In der einzigen Fundstelle von Belang, der Baugenehmigung, die der Rat dem
Jakob Villinger 1516 erteilte, fehlt jeder Hinweis auf einen Auftrag oder auch
nur auf ein Interesse des Kaisers an dem Bauvorhaben. Das Ratsprotokoll vermerkt
nur: Ist her Jacob Villinger gönt und erloupt worden, die nidergevallnen huser zu

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