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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0145
Karl Becker: Johann Baptist Jenger. Ein Breisgauer Freund Franz Schuberts.

Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. Nr. 43. 1978. 86 S.

Den 150. Todestag von Franz Schubert am 19. November nahm das Alemannische
Institut Freiburg zum Anlaß, die Biographie von Johann Baptist Jenger, eines engen
Freudes des Wiener Musikers, vorzulegen. Karl Becker, Prälat und Professor i. R., hat sie
mit viel Mühe zusammengetragen. Jenger (1793 1856) war Lehrersohn aus Kirchhofen.
Nach Schule und Studium trat er in österreichische Militärdienste. Fast vierzig Jahre lang
tat Jenger seine Pflicht als Beamter beim Hofkriegsrat, erst in Graz, dann in Wien. Der
anhaltende Friede erlaubte ihm, seine „gesellige Bildung", vor allem seine Begabung als
Pianist ausgiebig zu nutzen. Oft trat er gemeinsam mit Schubert auf; zu seinem engeren
Bekanntenkreis gehörte auch Beethoven. - Mit dem vorliegenden Bändchen ist ein Stück
Kulturgeschichte der Ära Metternich geschrieben. Es zeigte, daß die Beziehungen zwischen
dem Breisgau und Wien die politische Trennung von 1806 überdauerten.

Renate Liessem-Breinlinger

Rudolf Haas: Stephanie Napoleon, Großherzogin von Baden. Ein Leben zwischen Frankreich
und Deutschland (1789 1860). Mannheim 1976. Zweite überarbeitete Auflage 1978.

1948 erschien eine Lebensbeschreibung der Großherzogin Stephanie aus der Hand des
Mannheimer Historikers Friedrich Walter, ein kluges, umfassendes Werk von bleibendem
Wert. Nach 30 Jahren liegt jetzt eine neue Biographie Stephanies vor, und der Verfasser,
Rudolf Haas, hat in einem so bedeutenden Maß bisher unbekanntes Material aufgefunden,
daß diese jüngste Darstellung der ersten badischen Großherzogin eine wirkliche Bereicherung
unseres Wissens ist. Briefe aus dem Archiv des Prinzen Napoleon, die lang gesuchten
Aufzeichnungen Stephanies, Material aus dem Besitz ihres Hofmarschalls, - das alles erlaubt
einen vertieften Einblick in ein Leben, wie es nur in außergewöhnlichen Zeiten denkbar
ist. Als Kind des Grafen Claude Beauharnais, der wegen der Revolution emigriert,
wird Stephanie in einem südfranzösischen Kloster von royalistischen Nonnen erzogen,
dann von Napoleon als entfernte Verwandte seiner Frau nach Paris geholt und wenig
später mit dem Kurprinzen von Baden verheiratet. Mit 17 Jahren ist sie die Frau eines
nicht sehr anziehenden deutschen Fürsten und kommt an einen Hof, wo die Verhältnisse
mehr als schwierig sind. Von 1811 18 ist sie regierende Großherzogin, und in diese Zeit
fallen der Tod ihrer beiden Söhne, der Sturz ihres geliebten Adoptivvaters Napoleon und
damit für die gebürtige Französin eine überaus schwierige Zeit. Durch ihre menschlich große
und politisch kluge Haltung aber hat sie gerade damals dazu beigetragen, daß der drohende
Zerfall des jungen Staates verhindert wurde. Von 1818-60 lebt sie dann als Witwe, eine
unendlich lange Zeit, in der sie 3 Großherzöge, die badische Revolution und den Aufstieg
ihres Neffen Napoleon erlebte.

Gerade für diese Zeit bringt das Buch viel Neues. Man lernt Stephanie kennen als
Gönnerin der schönen Künste und Gründerin eines Erziehungsinstituts sowie als politisch
und historisch interessierte Briefpartnerin des Heidelbergers Historikers Schlosser. Neues
Licht fällt auf ihr politisches Engagement, mit dem sie, bei aller gebotenen Diskretion, für
eine deutsch-französische Verständigung eintritt. Auch zur Caspar-Hauser-Frage hat der
Verfasser Wesentliches zu sagen, und man begrüßt dankbar die Nüchternheit, mit der er
andächtig gepflegten Phantasien widerspricht.

Ihre vielfachen geistigen Interessen dürfte Stephanie kaum ihrem herzlich unbedeutenden
Vater verdanken. Dagegen war ihr mütterlicher Großvater, der Marquis Claude de

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