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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0065
garten versuchen. Herr von Lepel verkündete, der Thermalwasserstrom verlaufe
nach seinen Untersuchungen vom Schloßberg zum Hölderle und dann nach Krozingen
. Die Anteile von Salz und Eisen seien stärker als in Krozingen. Es könne ferner
mit einer Schüttung von über 100 Sekundenliter gerechnet werden. Das gäbe immerhin
20 000 Bäder pro Tag. Die Bohrung würde etwa 30 000 M, die Verrohrung und
Fassung bis zu 90 000 M kosten. Die Rechnung war einfach: natürlich war es billiger
, auf eigene Kosten zu bohren, als später eine Abgabe zahlen zu müssen. Stadtrat
und Bürgerausschuß stimmten der Bohrung zu und bewilligten zunächst 90 000
Mark und weitere 110 000 Mark für den Fall des Gelingens. Einwände von Wissenschaftlern
blieben ebenso ungehört wie die Pressestimmen, die den Erfolg anzweifelten
und auf das Risiko hinwiesen. Die Stadt blieb hart. Im Mai 1919 legte v. Lepel
Bohrpunkte fest, einen davon mitten im Stadtgarten. Am 28. 5. 1919 schloß die
Stadt mit Herrn von Lepel, am 14. 8. 1919 mit der Bohrfirma einen Vertrag. Die
Bohrarbeit begann. Anfang Dezember gab es die ersten Komplikationen. Entgegen
den Prognosen des Rutengängers war man bereits in 15 m Tiefe auf eine schrägliegende
Quarzeinlagerung gestoßen, auf der der Fallbohrer abrutschte. Man mußte
eine Grube ausheben, um die Bohrung weiterführen zu können. Am 24. 4. 1920 war
sie auf 75 m und am 18. 6. 1920 auf die vorhergesagte Tiefe von 127 m angekommen
. Während der ganzen Zeit bohrte man im Urgestein, im Gneis. Wasser war
nirgends aufgetreten. Der Rutengänger gab auf drängende Fragen ausweichende
Antworten, über die Gesteinsabfolge habe er sich ja nicht ganz genau festgelegt und
eventuell seien auch seine Berechnungsfaktoren zu ungenau. Sicherheitshalber müsse
man auf 200 m Tiefe bohren, denn der Thermalwasserstrom verlaufe einwandfrei
vom Schloßberg nach Günterstal und von dort über Staufen nach Krozingen. Man
bohrte, durch einige Streiks des Bohrpersonals behindert, weiter und erreichte endlich
im Januar 1921 eine Tiefe von 151m- erfolglos. Nach wie vor traf der Bohr-
meisel auf Gneis und nicht auf die von v. Lepel prognostizierten Tonschichten. Am
9. 2.1921 beschloß der Stadtrat die Einstellung der Bohrung. Im April verschwand
der Bohrturm, die Stadt hatte rund 264 000 M erfolglos ausgegeben.

Herr von Lepel wollte den Mißerfolg nicht wahrhaben. Er brachte Entschuldigungen
vor und neue Ideen. Jetzt müsse man nur noch 60 m tiefer gehen, dann habe
man, wie andern Orts, den Erfolg. Die Freiburger sahen ihren Partner plötzlich in
einem anderen Licht und erkannten, daß die Referenzen von damals doch nicht so
positiv waren und der gute Herr von Lepel bei anderen Bohrungen eben doch keinen
Erfolg hatte. Mitte 1921 häuften sich die Stimmen derer, die an der Richtigkeit
der Lepelschen Methode Zweifel anmeldeten. Zur gleichen Zeit traten andere Rutengänger
und Hellseher auf und boten der Stadt ihren Dienst an. Da wurden allerlei
Bohrpunkte, vor allem an der Dreisam bei der Schreiber- oder Faulerstraße, im
Stadtgarten, im Immental oder an der Röte, beim Stadtgarten und anderswo angepriesen
. Im Welchental solle eine Kupferader, zwischen St. Ottilien und Kartause
eine Goldader verlaufen. Übereinstimmend erklärten die Schreiber von Briefen an
die Stadt, sie hätten von Anfang an gewußt, daß im Hölderle nichts zu finden sei.

Einige Monate lang blieb es still um die Thermalwasserfrage. Im Frühjahr 1924
lag ein Gutachten auf dem Tisch, das davon berichtete, daß beim Immental eine
Verwerfungsspalte gegen Süden und Norden verlaufe. Das paßte nahtlos in die

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