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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0082
er seine Freunde, und hier verbrachte er „Stunden der Andacht", wenn er Wessenbergs
zugeeignete Gedichte oder Varnhagens Gedenkschrift an die verstorbene Rahel las. Rottecks
gefühlmäßige Bindung an den Schönihof weckte den Wunsch, daß der Hof ungeteilt
seiner Familie erhalten bleibe.

Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt, Die Kinder des Erblassers wünschten die Auszahlung
ihrer Erbteile. Sie wußten allerdings, daß ein Verkauf des Hofes zu seinem wirklichen
Wert nicht erreicht werden könne. Das Amtsrevisorat hatte den Wert des Hofes auf
41 147 fl. geschätzt. Die zum Hof gehörigen Waldungen, die 58 Morgen und 120 Ruthen
umfaßten, wurden durch den Bezirksförster Nufer besichtigt. Auf Grund seiner sorgfältig
durchgeführten „Ocular-Abschätzung" wurde der Wert des Holzes „auf dem Stock" auf
7191 fl. geschätzt. Die bevorstehende öffentliche Versteigerung wurde in der Freiburger
und Karlsruher Zeitung und in den in Konstanz erscheinenden „Seeblättern" dreimal bekanntgemacht
. Als Kaufpreis war zunächst ein Betrag von 40 000 fl. vorgesehen. Es bestand
jedoch keine Aussicht, ein Gebot zu diesem Preis zu erhalten. Bei der auf den 28. Oktober
1841 angesetzten Versteigerung wurde daher ein Ausrufpreis von 30000 fl. bekanntgegeben
. Hermann von Rotteck veranlaßte, daß dieser Preis auf 28 000 fl. ermäßigt
wurde. In der Versteigerung wurde kein Gebot abgegeben. Der anwesende Forstmeister
von Drais bekundete zwar Interesse, entfernte sich jedoch, ohne ein Gebot abzugeben
. Am 25. April 1843 fand ein zweiter Versteigerungstermin auf dem Hofe statt.
Auch das Stadtamts-Revisorat hatte sich dahin geäußert, daß die Erzielung eines hohen
Erlöses nicht zu erwarten sei. Als Ausrufpreis wurde diesmal für den Hof mit Einschluß
der Gutseinrichtung ein Betrag von 24 000 fl., ohne diese ein Betrag von 22 500 fl. festgesetzt
. Die Fahrnisse einschließlich des Viehs waren inzwischen auf 2100 fl. geschätzt worden
. Zum Viehbestand des Hofes gehörten vier Esel, 1 Stier, 1 Paar große und vier Paar
kleine Ochsen, Kühe mit Kalb und 8 Schafe, während die drei für Ausfahrten bestimmten
Pferde sich in Rottecks Hof in der Kartäuserstraße befanden. Ein Zuschlag hatte zu erfolgen
, wenn der Anschlagspreis oder ein darüber hinausgehender Betrag geboten wurde.

Nach den Versteigerungsbedingungen sollte das Hofgut zuerst mit den Fahrnissen und
sodann ohne die Fahrnisse zur Steigerung angeboten werden. Bei dem einen wie dem anderen
Steigerungsversuch sollte der letzte Steigerer an sein Angebot gebunden bleiben. Als
einziger Bieter bot der Domänenrat Prestinari als Vertreter des Domänenfiskus für das
Hof gut ohne Fahrnisse 21000 fl. Weitere 100 fl. sollten als Ersatz für die Hafer- und
Gerstensaat bezahlt werden. Am 26. August 1843 nahmen Rottecks Erben durch eine vor
dem Notar Carl Friedrich Raupp abgegebene Erklärung das Angebot des Großherzoglichen
Ärars an. Kurze Zeit später ermächtigte der Großherzog das Finanzministerium
den Erwerb des Hofguts im Weg der Versteigerung zu genehmigen. Die am 31. Juli 1843
erfolgte Versteigerung der auf 2036 fl. veranschlagten Fahrnisse des Schönihofs erbrachte
einen Erlös von 2823 fl.

Das Domänenärar brachte durch seinen Verzicht auf die Ersteigerung der Fahrnisse zum
Ausdruck, daß ihm an einer Bewirtschaftung des Hofes nichts gelegen war. Offenbar hatte
bei der Abgabe ihres Gebots die Domänenverwaltung bereits die Absicht, die zum Hofgut
gehörigen Gebäude abzureißen, auf dem Gelände Wald anzupflanzen und diesen zur
Arrondierung des bereits vorhandenen Waldbesitzes zu verwenden. Zahlreiche Höfe, die
entweder wegen Verschuldung ihrer Eigentümer oder aus familiären Gründen von ihren
bisherigen Besitzern nicht weiter bewirtschaftet werden konnten, sind in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts von der Domänenverwaltung, meist durch Vermittlung von Maklern
, erworben worden. Die Gebäude wurden abgerissen, und auf dem freien Gelände
Wald angepflanzt. Die Landwirtschaft war notleidend, und Bauern wären kaum in der
Lage gewesen, die Mittel für den Erwerb abgehender Höfe aufzubringen. Hansjakob hätte

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