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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0107
Versuche der Neuorganisation im badischen Weinbau
zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts *

Von Joachim-Dietrich Schaar

/. Rückständigkeit in der Anbautechnik und der Interessenvertretung

Bei den Versuchen zur Neuorganisation im badischen Weinbau zu Anfang des 20.
Jahrhunderts muß man unterscheiden zwischen:

1. verfahrenstechnischen und 2. organisationstechnischen Komponenten. Die verfahrenstechnischen
Innovationen1 befassen sich mit Veränderungen der Weinbautechnik
in der großen Praxis im Weinberg, die organisationstechnischen Veränderungen
hin zur Modernisierung beinhalten Vorgänge innerhalb der Weinbauförderung
des Staates und der Selbsthilfeorganisationen, d. h. der berufsständischen
Interessenartikulierung.2

Weinbau und Kellerwirtschaft in Baden waren damals den an sie gestellten Erfordernissen
des in- und ausländischen Marktes - von einigen Ausnahmen des
Qualitätsweinbaus abgesehen3 - nicht mehr gewachsen. Die Betriebsweise war,
abgesehen von Neuerungen in der Schädlingsbekämpfung, im 19. Jahrhundert in
der Mehrzahl der Betriebe gleich geblieben.4 Die wenigen großen Weingüter machten
hier eine Ausnahme.5

Verfahrenstechnische Neuerungen mußten Platz greifen im Bereich der Bodenbearbeitung
, der Düngung, der Erziehung, der Laubbehandlung, der Art der Verjüngung
, des Pflanzgutes (Sortenwahl, Klonenauslese), des Herbstens, der Weinbereitung
und der Vermarktung. Die Umstellung auf einen neuen Weinbau wurde
notwendig. Der zunehmende Schädlingsdruck in Form der Reblaus und der anderen
Schädiger (Peronospera, Traubenwickler als sog. Heu- und Sauerwurm)6 in Kombination
mit der Notwendigkeit der allgemeinen Verbesserung der Flächen- und
Arbeitsproduktivität machten Innovationen im badischen Weinbau in kleinen
Schritten in Permanenz auf wissenschaftlicher Grundlage unumgänglich. Die Frage
der Verbesserung der Bedingungen des Weinbaus ging Hand in Hand mit Uber-
legungen, für den Weinbau als Verdienstquelle in der Landwirtschaft und außerhalb
derselben kurz- und langfristig neue Verdienstmöglichkeiten zu finden. Die
Frage nach der Nachfolgekultur war aktuell.7 In diese Lücke schob sich die Hybridenkultur
hinein. Sie verbreiterte ihr Terrain immer mehr in der Zeit von 1910 bis
1930.8 Sie mußte notgedrungen, wenn auch stark angegriffen und zu Recht als
Totengräber des Edelweinbaus und des langsam aufkommenden Images des badischen
Weines bezeichnet, geduldet werden. Die Duldung war notwendig im Schat-
gewaltige soziale Umschichtung im badischen Weinbau zur Folge haben würde, was

* Uberarbeitete Fassung des am 10. 3. 1980 vor dem Breisgau Geschichtsverein Schauinsland Freiburg i. Br.
gehaltenen Vortrags.

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