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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0108
ten der langsamen Umstellung des Edelweinbaus von wurzelechten auf Pfropfreben
. Karl Müller - Freiburg hat dies früh erkannt.9 1914 sagte er, daß eine Umstellung
von Wurzelreben auf Pfropfreben zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine
verhindert werden müßte. Das billige Vergruben (Verjüngungstechnik im Weinberg
) fällt weg, die Schädlingsbekämpfung gegen die Peronospera bleibt, die Vergrößerung
der Erträge ist nicht sicher, die Umtriebszeit verkürzt sich, das waren
Müllers Argumente gegen eine Umstellung zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Deshalb
sollten die Winzer alles unterlassen, um den Weinbau in seinem Image nicht weiter
zu schädigen, z. B. in der Form der Übertretung des Reblausgesetzes in der Form der
massenhaften Anpflanzung von Amerikanerreben, als Hybriden und in der Taylorrebenform
. Müller schrieb damals:

„ .. . Wir sehen also, die Anpflanzungen mit veredelten Reben, die zur Notwendigkeit würde,
sobald die Reblaus so stark um sich greifen könnte, daß wir kein anderes Mittel mehr gegen sie
besäßen, würde eine wesentliche Verteuerung des Weinbaus und damit eine vollständige Umwäl
zung in den Besitzverhältnissen unserer Weinbauern nach sich ziehen. Der kleine Weinbauer wäre
aus Geldmangel nicht mehr in der Lage, selbst Weinbau zu betreiben. Der Besitz würde nach und
nach in die Hände der Kapitalisten übergehen ..10

Diese Äußerungen wurden am 18. Februar 1914 in Müllheim vor dem Oberbadischen
Weinbauverein gemacht und sollten auf dessen Wunsch durch Veröffentlichung
im „Badischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt" 11 einem „größeren Leserkreis
zugänglich gemacht werden." 12 Müllers Hauptwarnung galt dem Anpflanzen
der Amerikanerreben.

Zwei längere Zitate aus Aufsätzen sollen die Situationen verdeutlichen, was für
die Masse der Weinbauern Weinbau damals bedeutete, dessen äußere Umstände
nach dem Geschäftsbericht des Großherzoglichen Ministerium des Innern für die
Jahre 1897 bis 1905 sich wie folgt darstellten:

„Der Weinbau hat ... mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, welche bei anderen Zweigen
der landwirtschaftlichen Produktion nicht oder doch weniger schroff zur Geltung zu kommen
pflegen (Pflanzenkrankheiten, Frostschäden, Unsicherheit der Erträge nach Menge und Güte, Stei
gerung der Produktionskosten). Kommen dazu noch unbefriedigende Absatzverhältnisse, so ist es
begreiflich, wenn der Rebbau da und dort an Beliebtheit bei den Landwirten einbüßt.. 13

Stocker, Oberrotweil schrieb dazu 1921 im Badischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt
unter der Uberschrift: „Zeitgemäße Weinbaufragen" 14 u. a. das Folgende:

„Große Sorgfalt muß im direkten Rebbau auf die Verbesserung der Erziehungsart verwendet
werden. Für größere Rebanlagen ist die Drahtanlage ein Gebot der Notwendigkeit, ebenso die
Bodenbearbeitung mit dem Pflug und dem Kultivator . . . Eine der vornehmsten Forderungen der
Selbsthilfe ist die Verbesserung der Qualität. Nicht Qualitätsweinbau schlechthin, das wäre verkehrt,
denn somit flögen ja mindestens die Hälfte der heutigen deutschen Weinbauern in die Luft. Unter
Qualitätsweinbau verstehen wir vermehrte Anlagen auf geeigneten Bodenflächen, Ausrottung an
ungeeigneten örtlichkeiten, vor allem die richtige Sortenwahl. Da, wo heute der Klopfer15 oder
Elbling einen schlechten Wein abgibt, kann mit einem Silvaner, Ruländer, Burgunder oder Gutedel
noch eine mehr begehrenswerte Qualität erzeugt werden. Es ist bekannt, daß die deutschen Wein
berge den süffigsten und bekömmlichsten Wein, man möchte sagen, der ganzen Welt abzuwerfen
in der Lage sind. Benützen wir diesen Fingerzeig! Ganz besonders gefährlich wird sich nach dieser
Richtung der Amerikanerbau gestalten, der in hervorragender Weise dazu befähigt ist, dem Publi
kum, das sich mit den geringen Weinen bis jetzt zu begnügen pflegt, das Weintrinken überhaupt
abzugewöhnen.18 Wichtig für die gesunde Erhaltung unseres Weinbaus wird die Verjüngung alter

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