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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0130
werden. Es trat keine Splitterung nach Art der Weine auf. Ende 1928 schlössen sich
die auf inzwischen drei Weinbauverbände angewachsene Zahl der Winzerorganisationen
zu einem Einheitsweinbauverband - dem Badischen Weinbauverband -
zusammen. Es waren dies der Badische Weinbau verband von 1913, der Badische
Winzerverband von 1920 und der am 10. 5. 1928 gegründete Sonderausschuß für
Winzergenossenschaften des Verbandes badischer landwirtschaftlicher Genossenschaften
. In diesen Sonderausschuß waren gewählt worden Verbandspräsident
Keidel, Bürgermeister Bärmann (Merdingen) als Präsident des Verbandes Kaiser-
stühler Winzergenossenschaften, LR Kälber, Oberregierungschemiker Fischler,
Augustenberg (als technischer Berater), ferner die WG-Vorstände bzw. -Geschäftsführer
von Ihringen, Bickensohl, Hagnau, Reichenau, Beckstein und Bürgermeister
Muser (Auggen).

Der Zusammenschluß war notwendig geworden, da der Weinabsatz stockte,
Notverkäufe getätigt werden mußten, Nordbaden für den badischen Wein gesichert
werden mußte, die Reichsregierung in der Frage der finanziellen Unterstützung
bei der Gründung neuer Winzergenossenschaften aktiv wurde. Es standen
also wesentliche Probleme an.140 Das von den Edelweinbauern erstrebte Gesetz
von 1930 raubte den Hybridenbauern ihre Bestände und verbot später auch den
Verkauf des Hybridenweines. Deshalb separierten sie sich und gründeten im April
einen eigenen Interessenverband. Der Bruch, der bisher vermieden werden konnte,
war nun eingetreten. Von Seiten der Qualitätsweinbauern hatte man die Sezession
verhindern wollen, die war aber aus sozialpsychologischen und ökonomischen Gründen
nicht mehr möglich gewesen.141 Aus einem Rundbrief des Badischen Weinbauverbandes
vom 26. 6. 1929 an die Mitglieder wird deutlich, daß man die Trennung
wenig schätzte: Man schrieb:

„Leider hat ein Teil der Hybridenanbauer geglaubt, größere Vorteile zu erzielen, durch die Ab
splitterung und Neugründung eines Verbandes der Amerikanerweinbauern. Wir müssen die Wein
bauern dringend vor einer erneuten Zersplitterung der Kräfte warnen, da 1. nur ein großer mäch
tiger Verband etwas erreichen kann, 2. sich die Amerikanerweinbauern durch eigenmächtiges Vor
gehen und Gründung eigener Organisationen in einen bewußten Gegensatz zu den Edelwinzern
begeben und diese dadurch zwingen würden, auch nur ihre eigensten Interessen nachdrücklichst zu
vertreten. Wie ein so heraufbeschworener Kampf ausgehen muß, erhellt (sich) schon daraus, daß die
Edelwinzer ein fünfzigfaches Übergewicht besitzen." 142

Man war um die Einheit sehr besorgt, nach kaum vollzogenem Zusammenschluß.
Die Hybridenperiode wurde dann von staatswegen im nächsten Jahrzehnt in Etappen
freiwillig und dann zwangsweise beendet. Der Qualitätsweinbau hatte gesiegt.
Die Pfropfrebe setzte sich ganz langsam durch.143 Erst die Konzeption des Reben-
aufbauplans brachte dann in Etappen die Wende.144

Karl Müller genoß in den Kreisen der Winzer höchstes Ansehen auf den Gebieten
Weinbau und Kellerwirtschaft.

ANMERKUNGEN

1 „Eine Schlüsselinovation hat die Eigenschaft, eine Menge von mehr oder weniger spezifischen Innovations
moglichkeiten fast auf einen Schlag plausibel zu machen . . den Grad der Spezifität der verschiedenen
Konzepte sprunghaft zu steigern": H. Freudenberger, G. Mensch, Von der Provinzstadt zur Industrie
region (Brünn Studie), 1975, S. 40; E. Schremmer, Industr. Rückständigkeit u. strukturstabilisierender

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