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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0139
Kleinere Beiträge

Woher der Name Ravenna im Höllental?*

Ein Diskussionsbeitrag
von Johann Adam Kraus

Bereits der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob stellte zur Zeit des Bahnbaues
im Jahre 1885 Betrachtungen an und vermutete, die dort beschäftigten Italiener
hätten aus der italienischen Heimat Ravenna gestammt und den Namen mitgebracht
. Doch die Vermutung trog: Sie kamen aus dem Trentino. Hansjakob meinte
dann, der Mode damaliger Zeit entsprechend, das Wort könnte keltisch sein, wie
Ekkehard Liehl 1954 berichtete.1 Abweichend davon hatte der Freiburger Stadtarchivar
P. P. Albert an Einflüsse der im 17. und 18. Jahrhundert durchgezogenen
französischen Truppen und das französische Wort „la ravine" (die Schlucht) gedacht
. Diese Idee konnte jedoch Liehl bezüglich der Entstehungszeit zurückweisen,
weil er in Archivalien der Herren von Sickingen vom Jahre 1560 die Stelle fand:
Jerg Lexius gipt järlicb von der Rauenna ein gutt essen visch. (Aus dem u kann leicht
ein v werden!). Da im gleichen Schreiben von des Hartmann Rappen Gut die Rede
ist, riet Liehl auf des Rappen Ach, wobei die Endung Ach (= Wasser, = lat. aqua)
zu A abgeschliffen wäre. Das Dorf Schonach heißt im Volk einfach Schöna.

Gegen diese Erklärung hat dann im Jahre darauf2 Wolf gang Kleiber Stellung
genommen: Rauenna und des Rappen Gut im gleichen Schreiben könne nicht die
gleiche Bedeutung haben, auch wenn man Rapp als Rabe oder Rave verstehen
wollte. Mundartlich heißt die Schlucht „die Ravenne". Rave als Rabe (oder
Rabenkrähe) wäre zwar möglich von der altdeutschen Form hravan, die übrigens
bei uns zu Grapp oder Krapp wurde. Der Name sei eben der Stadt Ravenna angeglichen
worden, die althochdeutsch Rabana oder auch im 13. Jahrhundert „Raven"
genannt wurde (im Heldengedicht Dietrichs von Bern). Wir hätten somit im Höllental
einen Rabenbach.

Aber gibt es in der Ravenne etwa mehr Raben als sonst im Gebirge? Wohl kaum!
Die höchst bedenkliche Fortrückung der Betonung von der ersten auf die zweite
Silbe will Kleiber durch Hinweis auf den Fisch Forelle erklären, der mittelhochdeutsch
als forhele mit Ton auf dem o vorkommt. Ebenso habe der Holunder, den
man bei uns jedoch Holder nennt, früher den Ton auf dem o gehabt. Nun hat 1979
Arthur Andreas Lehmann die Erklärung Rabenbach verworfen und ganz richtig

* Die Ravenna-Schlucht mit der großen Eisenbahnbrücke im Höllental unweit Freiburgs ist weitum bekannt,
unsicher jedoch die Bedeutung bzw. Herleitung des Namens Ravenna. Auf der Karte steht im oberen Teil
der Schlucht gegen dem Dorf Breitnau lediglich „Ravenne", was vielen schon Kopfzerbrechen verursachte.

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