Freiburger historische Bestände - digital

Ausführliche Beschreibung Badens anno 1858. Eine „Badische Vaterlandskunde" als
Lese- und Lernbüchlein von J. G. F. Pflüger. Nachwort von Helmut Bender. Mit zeitgenössischen
Stahlstichen. (= Badische Reihe, Bd. 4) Waldkircher Verlagsgesellschaft
1980. 200 S.

Landesgeschichtliche, volkskundliche sowie monographische und belletristische Texte zur
badischen Region, Nach- und Neudrucke, aber auch OriginalveröfTentlichungen will die
jüngst in der Waldkircher Verlagsgesellschaft begonnene „Badische Reihe" bringen. Die
ersten vier Bände liegen vor, über ein Dutzend weitere werden bereits in einer Übersicht
im Anhang angekündigt. Ein vielversprechendes, gehaltvolles Unternehmen, bei dem schon
Aufmachung und Ausstattung eine heute selten gewordene Gediegenheit verraten. Zur gewohnten
typographischen Sorgfalt des Verlags (der ja auch diese Zeitschrift betreut) treten
jeweils Illustrationen hinzu, zum Teil, wie sie in den Werken selbst enthalten sind, zum
Teil auch als Beigaben.

Zwei Hebeliana eröffnen die Reihe, Erzählungen des Breisgauer Pfarrers (Anton) Hermann
Albrecht (1835 1906), der wie das Nachwort feststellt „von den Kennern immer
wieder gesucht . . . wie eine Art Geheimtip durch die Antiquariate unserer Tage geistert".
Sein 1881 erstmals erschienener „Präzeptorats=Vikari" (hier allerdings pauschal „Mark-
gräfler Erzählungen" überschrieben), sowie die 1900 entstandene Hebel-Biographie, die
den Hebeischen Lebensweg vom Wiesentäler Bauernbub zum Prälaten in der badischen
Residenz erzählt, liegen nun wieder vor. Ausführliche Wort- und Sacherläuterungen von
Karl Friedrich Müller und das Nachwort von Helmut Bender, der die Hebel-Biographie
in die stattliche Reihe von Porträts des Dichters einordnet und H. Albrechts Leben und
Werk skizziert, runden die Bände ab.

Wiewohl die „Badische Reihe" keinen ausdrücklichen Herausgeber nennt, ist doch der
Spiritus rector der Reihe unschwer zu ermitteln: der Freiburger Landeskundler und Literarhistoriker
Helmut Bender, den Lesern dieser Zeitschrift durch zahlreiche Beiträge vertraut,
zeichnet wie bei den vorliegenden, so auch bei den meisten der künftigen Bände für Auswahl
und Nachwort verantwortlich. Für Band 3 hat er selbst eine Reihe von Geschichten,
Anekdoten und Erinnerungen aus Elternhaus, Schule, Studium und Beruf beigesteuert, Persönliches
und Außergewöhnliches, behutsam und mit Bonhomie erzählt, beherrscht zumeist
darin den Handlungsablauf.

Der für den Historiker wichtigste der hier anzuzeigenden Bände ist der Reprint der
Pflügerschen Vaterlandskunde von 1858. Dieses im Antiquariat selten gewordene Buch
wirft ein reizvolles Schlaglicht auf den pädagogischen Alltag im jungen Großherzogtum
und spiegelt sinnfällig das damalige Selbstverständnis in den zur „Vaterlandskunde" verbundenen
Fächern Geographie und Geschichte. Unser heutiges Interesse an dem Wiedererscheinen
eines solchen „Lese- und Lernbüchleins" ist sowohl ein allgemein-antiquarisches
(dem der Herausgeber wohl durch die zusätzliche Beigabe von 11 zeitgenössischen Stahlstichen
aus dem „Poppel-Huhn" Rechnung zu tragen gedachte), als auch ein speziell landeskundliches
: hier liegt eine zeittypische Literaturform vor, eine Art Heimatrealienbuch, eine
ganz aus dem Zeitgeist geschriebene, patriotisch fundierte Heimatkunde, die in dieser oder
ähnlicher Form seiner Zeit wohl in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes zu finden
war.

Im Nachwort, das den großen zeitlichen Rahmen um das Erscheinungsjahr 1858 herum
absteckt und auch Erläuterungen zum zeitgenössischen badischen Schulwesen gibt, vermißt
man allerdings nähere Hinweise auf die Biographie Pflügers, dem lediglich summarisch ein
„arbeitsreiches Schulmannsleben" attestiert wird. Der Großherzoglich Badische Oberschul-

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