Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 22
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auf den Breisgau über, und im Mai 1633 zerstörten schwedische Truppen unter
Führung des Rheingrafen Otto Ludwig auf ihrem Zug gegen Kirchzarten auch
das Munzinger Schloß. Was sonst noch alles an Plünderung und Verwüstung im
Dorf geschah, ist nicht überliefert; nur einige zufällig erhaltene Akten lassen einige
Rückschlüsse zu. So heißt es im Testament von Hans Adams Schwager Hagenbach
, es sei in diesen betrübten Zeiten das Mobiliar teils verschlissen, teils abgegangen
und könne daher nicht verteilt werden. Maria Salome von Pforr, Hagenbachs
Frau, hinterließ an Garderobe 5 schwarze Kleider und einen roten Unterrock
. Der Nachlaß des Gervasius von Pforr an Besteck bestand aus 12 silbernen
Löffeln und 2 Salzbüchsen. Anna Margaretha von Pforr, die aus der reichen Familie
der Wurmser stammte, bedachte ,,in diesen armseligen Zeiten" ihre Schwestern
mit etwas Bargeld und meinte dazu, wenn es auch nicht viel sei, so sollten
es ihre Männer doch nicht vertun. Vom Pforr'schen Viehhof, wo früher Pferde,
Kühe und Schafe in erheblicher Zahl gestanden hatten, heißt es, er sei in höchsten
Ruin geraten. Hans Adam der Jüngere, der die Dorf her rschaft nach seines
Vetters Tod 1634 angetreten hatte, spricht 1641 davon, daß bald die Mehrzahl
seiner Untertanen an Hunger gestorben sei. Er war ein energischer Mann, hatte
früher unter dem Oberst Escher von Binningen in bayrischen Diensten mehrere
Feldzüge mitgemacht und war später Hauptmann in Breisach. „Und hat man",
schrieb er der Äbtissin von Günterstal, „bei solchen bösen Hungerszeiten die
armen Leut nit sterben lassen, da solches auch bei dem Allerhöchsten zu verantworten
wär."

Hans Adam hat getan, was er konnte, und tatsächlich scheint der Wiederaufbau
in einer Generation geschafft worden zu sein. Das alte Wasserschloß allerdings
wurde nicht mehr aufgebaut. Ganz wesentlich verändert hat sich nach 1633
die Zusammensetzung der Munzinger Bevölkerung. Nur wenige der alteingesessenen
Familien haben sich noch bis ins 18. Jahrhundert erhalten, die entstandenen
Lücken wurden durch Einwanderung, namentlich aus dem Schwarzwald, aufgefüllt
. Bis ins 20. Jahrhundert haben von den früher bekannten Geschlechtern
wohl nur die Danner den Dreißigjährigen Krieg überlebt.

Auf die Schwedenzeit geht eine halb sagenhafte, noch heute lebendige Geschichte
zurück, wonach der Munzinger Pfarrer Ihle 1633 von den Schweden im
Tuniberg umgebracht worden sei; man habe ihm deshalb ein Kreuz gesetzt, das
Illi-Kreuz, Milli-Kreuz oder Juli-Kreuz genannt wird. So kann die Geschichte
nicht stimmen, denn einen Pfarrer Ihle hat es nie gegeben, und als Gilgen-Kreuz,
vermutlich also St.-Ägidius-Kreuz, wird der Stein schon 100 Jahre früher erwähnt
. Thomas Mallingers Tagebüchher erzählen, daß der Pfarrer Hanselmann,
der damals in der Tat Ortsgeistlicher war, mit 3 Confratres aus der Nachbarschaft
die Messe hatte lesen wollen, aber vor den Schweden fliehen mußte. Im
Berg aber seien sie eingeholt worden, und den Pfarrer Cäsar von Merzhausen
hätte man wegen seiner geistlichen Kleidung erschossen. Die anderen, die Zivilkleidung
trugen, seien in Freiburg eingesperrt und erst nach Zahlung eines Lösegelds
wieder freigelassen worden. Der sehr verdienstliche Pfarrer Hanselmann hat
die bösen Zeiten tatsächlich überlebt, denn er starb erst viele Jahre später als
Dekan von Breisach.

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