Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 316
(PDF, 45 MB)
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springend, eine schlanke Stele, zu den Seiten flache, quergelagerte Blockgruppen.
Konkave Anläufe vermitteln freilich von dort zu dem dominanten mittleren Teil
und betonen dessen energische Entfaltung in die Vertikale und die steil hervorschießende
Bewegung. Der Stelenteil ist zweigegliedert; der untere, glatte, nur im
oberen Bereich an den Ecken leicht abgeschrägte Hochrechteckblock faßt auf der
Vorderseite die Inschrifttafel ein, die freilich nach oben hinausdrängt in die Zone
des plastisch durchgeformten, spitzen Stelenaufsatzes. Dieser kegelförmige Aufsatz
, vollständig skulptural gearbeitet, ist aus fließenden, wenngleich gespannten
Kurvenzügen entwickelt, an- und abschwellend, rhythmisch gegliedert in drei
Zonen allseitiger konkaver Mulden mit inwärtigen runden Öffnungsdurchbrüchen
. Ein kleines, mit in die Gesamtform des Kegels einbeschriebenes Kreuz beschließt
den Aufsatzkörper; in die Öffnungen sind lebende Hängepflanzen eingelassen
, wie auch in die Blockaufsätze zu den Seiten jeweils ein Zierstrauch eingepflanzt
ist. So jedenfalls bietet sich das — wohl ehemals auf eine Höhe von ca.
3,50 Meter reichende — Grabmal in einer Photographie kurz nach seiner Entstehung
dar, abgebildet 1914 im 30. Band der Zeitschrift ,,Die Kunst. Monatshefte
für freie und angewandte Kunst". Die heutige Erhaltung ohne die Seitenanläufe
und mit Wasserröhren im Stelenblock gibt nur mehr wenig vom ursprünglichen
Formzusammenhang wieder.

Das Grabmal Toporski von Hermann Obrist steht vom Grundaufbau her, als
Mittelstele mit begleitenden niedrigeren Seitenteilen, durchaus in einer wenigstens
seit dem Klassizismus geläufigen Grabmalstradition. Neu ist freilich die strömende,
vom Sockel her ausschließlich in die Vertikale mündende Bewegung, auf die die
Gesamtform ausgerichtet ist.

Bereits Paul Fechter nannte 1935 Hermann Obrist einen ,,heimlichen Gotiker".13
Eine Reihe von Werken in seinem Gesamtschaffen, gerade aber auch das Freiburger
Grabmal legt in der steilen Vertikalisierung den grundsätzlichen Vergleich mit
gotischer Architektur bzw. Bauplastik nahe. Im Toporski-Grabmal ist zudem ein
ganz spezifischer Bezug hergestellt, eine augenfällige Nähe zu jenem gotischen
Kirchenbau, der sich in der Stadt der Aufstellung des Werkes befindet: die West-
Einturmfront des Münsters in Freiburg. Auch hier ist im unteren Teil ein hochrechteckiger
Block, der Turmunterbau, von niedrigeren Flanken, den Seitenschiff-
Westfronten, begleitet, die ihn horizontal einbinden, aber gleichzeitig auch die
Höhenentfaltung mitakzentuieren. Diese steigert sich in den folgenden Zonen mit
dem oktogonalen Hauptgeschoß und schließlich der spitzen, maßwerkdurchbrochenen
Helmpyramide (Abb. 3).14

Die teilweise wörtlichen Formbezüge in Obrists Grabmal auf die Münsterarchitektur
sind freilich sicher nicht nur etwa eine motivische Reminiszenz an die
Stadt, für die seine Schöpfung zur Aufstellung bestimmt war. Die Beschäftigung
des Künstlers mit der Gotik und dabei gerade auch mit der Gestaltform des Freiburger
Münsters reicht in seine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Fragen
der Formfindung und -klärung hinein, wie er sie vor allem in seinen Kompositionsskizzen
und -entwürfen über viele Jahre hin unternahm.

Der Nachlaß Obrists enthält eine Reihe notizbuchartiger, lose verwahrter
Schrift- und Bildgedanken des Künstlers. Auch hier kehren Überlegungen, die um

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