Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 338
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die Gewalt über ein Objekt versinnbildlicht, das verkauft, verschenkt, mit dem belehnt
werden soll. Umgekehrt wird er im hohen Mittelalter häufig als Anerkennungsgabe bei
Lehns- oder HörigkeitsVerhältnissen von den Abhängigen überreicht. Der Fehdehandschuh
ist noch heute geläufig. Durch den Wurf vor die Füße des Gegners und durch die Annahme
des Sinnzeichens durch diesen verpflichteten sich die Kontrahenten zur Austragung
des Kampfes. In dieser Verwendung oder in der Form der Überreichung an den Richter begegnet
der Handschuh schon früher im gerichtlichen Zweikampf (Gottesurteil). Stadtgeschichtlich
von besonderem Interesse ist, daß sich vor allem in Süddeutschland und im
Rheingebiet seit dem 13. Jahrhundert diejenigen Städte, die sich gegenseitig Zollfreiheit gewährt
hatten, jährlich als Anerkennungsgabe Handschuhe zuzuschicken pflegten. Ähnlichen
Sinn hatte die Handschuhreichung von Handwerkern beim Eintritt in die Zunft, die
in Süddeutschland seit dem 15. Jahrhundert begegnet.

Erwartungsgemäß ist die symbolische Verwendung des Handschuhs bei Rechtsvorgängen
auch unserer Region nicht fremd. Das Weistum über die Rechte des Fronhofs zu Bischoffingen
aus dem Jahre 1279 formuliert u. a. diese Bestimmung: ,,Da wider sol man den, die
diu lehen hant, gen von eime ganzen lehen eine wannun und zwene hentschühe, alse reht
ist, ze sant Martins mes" (Freiburger Urkundenbuch, bearb. v. Fr. Hefele, I, 1940, S. 293).
Ein ,,Gefäß** und ein Paar Handschuhe sind an St. Martin abzuliefern, wohl nicht eigentlich
als Zins, wie Hefele meint, sondern als Gabe zur Anerkennung der Lehensabhängigkeit
. Weitere Beispiele, die die zahlreichen ähnlichen, von Schwineköper zitierten Belege
ergänzen, ließen sich gewiß beibringen. Die rechtssymbolische Bedeutung in ihrer ganzen
Breite erkannt und ihren Inhalt gültig interpretiert zu haben, bleibt das Verdienst der methodisch
äußerst genauen, grundlegenden Arbeit Berent Schwineköpers. Hans Schadek

Hermann Brommer: Kath. Stadtpfarrkirche — ehem. Franziskaner-Klosterkirche St. Martin
in Freiburg i. Br. (,,Untere Pfarrei"), (= Kleiner Kunstführer Nr. 1257), Verlag
Schnell und Steiner München 1981.

Die hohen, langgezogenen Schiffe der Bettelordenskirchen mit schlichtem Dachreiter
prägten entscheidend das Bild unserer mittelalterlichen Städte mit. In Freiburg waren es
jene der Dominikaner, Franziskaner und Augustiner-Eremiten, die das Häusermeer überragten
und durch ihr karges Äußere vom Ordensideal der Armut kündeten. Nachdem die
in Wohnbauten umgestaltete Dominikanerkirche im Bombenhagel des 27. November 1944
unterging und die Augustiner-Kirche in ein Museum umgewandelt wurde, steht heute nur
noch die Franziskaner-Kirche St. Martin, im Langhaus 1944 schwer getroffen, den Betern
und dem Gottesdienst zur Verfügung. Nach dem Wiederaufbau 1949/51 unter Stadtpfarrer
Josef Öchsler zeigt sie wieder die schlichte Klarheit und die durch dünne Rundstützen und
die hochgezogene Arkatur bedingte Weite des Langhauses von einst. Schon lange vermißte
der Besucher eine eingehende Gesamtwürdigung der sog. ,,unteren Pfarrkirche".

Hermann Brommer, der unermüdliche Kunsthistoriker des Oberrheins aus Passion, hat
seinen zahlreichen Freiburger Kunstführern einen weiteren hinzugefügt, der wiederum
durch seine Sachkenntnis und präzise kunsthistorische Angaben besticht. Bei der Würdigung
des mittelalterlichen Bestandes konnte er auf Forschungen Josef Schlippes und Ausgrabungen
des Landesdenkmalamtes (P. Schmidt-Thome) zurückgreifen. Neues bietet er
jedoch zur Baugeschichte und Ausstattung der Barockzeit. Er weiß aus eigenen Erhebungen
Namen von künstlerisch tätigen Mitgliedern des Franziskanerordens zu nennen, die uns
noch wenig geläufig sind, die jedoch im wesentlichen den ,,Franziskanerbarock" in der
einstigen Tiroler Ordensprovinz geprägt haben. Darunter sind Bauleute wie P. Rufin
Laxner und Br. Vitus Rastpichler, Altarbauer wie Br. Urban Steinkellner und Br. Felizian
Grießauer, ferner der Bildhauer Br. Gabriel Höflich. Es ist zu bedauern, daß von der ge-

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