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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 40
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0042
Freiburg 1957, S. 38 f.): ,,Der eine, Orloff, legte ein Zeugnis der Universität Straßburg
vom 15.9. 1775 vor, war kränklich und starb schon nach zwei Monaten (2. Januar
1781). Seine Beerdigung — die eines Orthodoxen — erregte Aufsehen. Er
wurde auf dem Soldatenfriedhof . . . begraben. Der zweite Russe, Kludscharew,
ließ sich noch am Tage seiner Immatrikulation (6. November 1780) das erste medizinische
Examen abnehmen, dem am 14. das zweite folgte. Seine Promotion (25. Januar
1781) machte zunächst Schwierigkeiten, da jeder Doktorand damals noch die
professio fidei ablegen mußte. Das konnte man von dem (orthodoxen — A. M.)
Russen nicht verlangen.'*

Während der Napoleonischen Kriege kam der österreichische Offizier und tschechische
Adlige Jan Jenik z BratHc, ein zu seiner Zeit bedeutender tschechischer
Schriftsteller und Volkskundler, mit seinem böhmischen Regiment nach Freiburg.
Er hinterließ ein Manuskript mit Erinnerungen, die erst nach seinem Tode im Druck
erschienen. Hieraus erfahren wir über einen der Feldzüge in der Umgebung Frei-
burgs u.a. folgendes: „Am 17. November (1797 — A. M.) gelangte ich mittags nach
Emmendingen, wo der Regimentsstab lag. Hier meldete ich mich beim Herrn
Oberst. . . . Der Herr Oberst lud mich zu sich zum Mittagessen ein, und abends begab
ich mich zu meiner Hundertschaft nach Bombach. — 3. Dezember. Allerorten
erzählt man, das Regiment werde in einigen Tagen den Befehl erhalten, in die Gegend
von Ulm zu ziehen, wo es jedoch nicht lange bleiben werde, denn nach dem unlängst
geschlossenen Frieden (der Friede von Campo Formio vom 17. 10. 1797, dessen
Bedingungen Napoleon diktiert hatte — A. M.) werde es in die Friedensgarnisonen
im lieblichen Böhmen zurückkehren. — Am 9. Dezember waren alle drei Bataillons
bereits in der großen Stadt Freiburg einquartiert. — Am 17. Dezember machten
wir in Dürmentingen Rast. In der Umgebung hielten sich viele preußische Anwerber
auf, die verschiedene Mittel, ja sogar hübsche Mädchen, benutzten, um unsere
Mannschaft abzuwerben und zu verführen. Desertionen waren an der Tagesordnung
, viele äußerst gute Leute ließen sich von den Preußen für ein hohes Handgeld
anwerben. Ich selbst verlor in meiner Hundertschaft den besten Mann, den mir ein
solches Mädchen zu den preußischen Anwerbern entführte." (Jan Jeniik z BratHc,
Z mych pameti, Prag 1947, S. 170).

Die Niederschlagung des polnischen November-Auf Standes im Jahre 1831 führte
zu einer polnischen Emigrationswelle in den Westen. Zahlreiche Polen blieben in
Deutschland, und viele von ihnen kamen auch nach Baden bzw. nach Freiburg. Hier
schlug ihnen eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen, wovon insbesondere die Aktivitäten
des Freiburger Polenvereins zeugen. Der enthusiastische Empfang, den
man den ersten polnischen Flüchtlingen bereitete, veranlaßte die badische Regierung
schließlich, den Flüchtlingsstrom nach Frankreich über andere Orte zu lenken.

Einige polnische Emigranten fanden in Freiburg eine neue Heimat. Der bedeutendste
unter ihnen war der seinerzeit berühmte Philosoph der Romantik und Theoretiker
der Pädagogik Bronislaw Trentowski (1808—1869). Schon Dmytro Cyzevs-
kyj fand bei seinen Studien in Freiburg heraus, daß zahlreiche polnische, tschechische
und andere slawische Drucke der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die in
der Freiburger Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, wahrscheinlich aus der

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