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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 62
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0064
Heute haben wir eine entgegengesetzte Entwicklung. Der Kalender als Unterhaltungsbuch
ist stark zurückgegangen. Der Bedarf an Lesestoff und Unterhaltung
wird aus anderen Quellen befriedigt. Die Kalender sind überwiegend wieder zu
Zeitweisern geworden. Sie enthalten neben den Tagen, Wochen und Monaten
allenfalls die Mondphasen und den Auf- und Untergang der Sonne und treten in
vielfältiger Form als Wand-, Tisch-, Taschen-, Terminkalender und vieles mehr
in Erscheinung. Heute käme wohl kaum jemand in den Sinn, etwa vor dem Besuch
eines Arztes im Kalender nachzuschauen, ob es sich um einen günstigen Tag
handelt. Wer solches will, muß sich einen speziellen astrologischen Kalender kaufen
. Ein Unterschied besteht allerdings zu den mittelalterlichen Kaiendarien: heute
sind diese wesentlich billiger, meistens sogar umsonst zu haben.

Nehmen wir ein Kalendarium zur Hand, wir sagen überlicherweise nur noch
Kalender, so erscheint uns alles recht klar, übersichtlich und selbstverständlich,
zumindest macht sich wohl kaum jemand große Gedanken über die im Kalender
zu findende Einteilung unserer Zeit in Monate von 30 oder 31 Tagen und die
Woche mit 7 Tagen, oder warum der Dezember der 12. Monat ist und der 10.
heißt, warum Ostern jedes Jahr an einem anderen Termin stattfindet usw. All
dies ist bei weitem nicht so klar und selbstverständlich und war jahrtausendelang
ein wichtiger Gegenstand von Wissenschaft und Religion. Auch ist unser Kalender
nicht der denkbar beste. Er ist immerhin schon über 2000 Jahre alt.

Als Naturkonstanten vorgegeben sind folgende Tatsachen: 1.) Die Erde dreht
sich in einem Tag einmal um sich selbst (mittlerer Sonnentag für die Kalenderrechnung
). 2.) Die Erde dreht sich in einem Jahr einmal um die Sonne. Diesen
Zeitraum nennt man das tropische Jahr, es hat eine Länge von 365,2422 Tagen.
3.) Der Mond dreht sich in 29,5306 Tagen einmal um die Erde. Diese drei Zahlen
haben die unsympathische Eigenschaft, daß sie nicht miteinander korrespondieren
, d. h. sie sind nicht ohne Rest durcheinander teilbar. Beginnt man z. B. das
Jahr am 1. Januar 0 Uhr; so endet es im nächsten Jahr erst am 1. Januar um
ca. 6 Uhr morgens, im übernächsten am 1. Januar ca. 12 Uhr mittags und nach
4 Jahren am 2. Januar um ca. 0 Uhr usw., d. h. in ca. 1500 Jahren würde sich
der Jahresanfang durch das ganze Jahr hindurch bewegen.

Ähnlich ist es mit den Mondumläufen. Nimmt man sie als Einheit für die Monate
, etwa abwechselnd 29 und 30 Tage, so bleiben am Jahresende 11 Tage übrig
und die Monate beginnen im nächsten Jahr 11 Tage früher. Die Monatsanfänge
würden in ca. 33 Jahren durch das Jahr hindurchwandern, und wir hätten z. B.
Januar am Anfang im Winter und nach 16 Jahren im Sommer. Das Bestreben
der Kalenderwissenschaft war es seit Jahrtausenden, ein System zu finden,
welches Erdumdrehung, Mond- und Sonnenumlauf gleichermaßen berücksichtigt.
Da dies offensichtlich unmöglich ist, entwickelten sich in den verschiedenen Kulturen
unterschiedliche Kalendersysteme, je nachdem Sonne oder Mond, meistens
aus religiösen Gründen, stärker berücksichtigt oder ob ein Kompromiß angestrebt
wurde. So haben die Mohammedaner noch heute einen streng nach dem Mond
ausgerichteten Kalender mit der Folge, daß die Monate jedes Jahr 11 Tage früher
beginnen und durch das Jahr wandern. Unser Kalender ist sonnenbetont und
geht auf die Ägypter zurück, bei denen die Sonne hoch verehrt wurde. Auch die

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