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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 204
(PDF, 33 MB)
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Hl. Urban, die auf den Schultern von zwei Männern ruhte. Vier Kerzen auf wuchtigen
Haltern aus Holz gehörten zur Ausstattung der Rebleute für diese feierlichen
Anlässe.

Zu seiner Zeit sei das Gefolge des Zunftheiligen leider sehr klein gewesen, in Herdern
habe es nur noch zwei aktive Rebleute gegeben, die bei der städtischen Stiftungsverwaltung
arbeiteten, in der ganzen Stadt Freiburg etwa fünfzehn. Im vorigen
Jahrhundert habe es noch zweihundert Rebleute gegeben und eben auch noch viel
mehr Reben. Heute sei das Mitführen des Rebzunftheiligen bei der Prozession
eigentlich nur noch eine Proforma-Sache, er sei der einzige, der übriggeblieben ist in
Herdern und in der Stadt. Gemeint ist der einzige Rebmann, der sich der Tradition
der alten Zunft zur Sonne verbunden weiß. Denn wenn der Rebenkranz um Freiburg
auch schütter geworden ist, es gibt noch Weinberge zwischen Meisenberg, Schloßberg
und Schlierberg, nur haben die Männer und Frauen, die heute dort arbeiten,
vermutlich nie etwas von der Zunft der Rebleute gehört, denn diese besteht seit über
hundert Jahren nicht mehr.

Die Zunft zur Sonne

Die Freiburger Rebleutezunft2 geht ins 13. Jahrhundert zurück und war 1388, als
den Zünften die Macht im Rat der Stadt zufiel, mit 271 Angehörigen die zahlenstärkste
Zunft, gefolgt von den Schuhmachern, die es auf 130 Köpfe brachten. Die
Zunft stellte eine Rebordnung auf und sorgte durch Kontrollen für deren Befolgung
. Zeitenweise mußten die Beitrittswilligen eine Prüfung ablegen. So war gewährleistet
, daß die Arbeiten in den Weinbergen mit Sachverstand verrichtet wurden
. Die Zunft hatte außerdem soziale Aufgaben. Sie sorgte für Mitglieder, die in
Not geraten waren, und für Witwen. Von der politischen Rolle war oben schon die
Rede. Militärische Pflichten runden das Bild ab. Die Rebleute hatten den Stadtmauerabschnitt
vom Mönchstor bis zum Kretzentor zu bewachen und zu verteidigen
.3

Ein Wort zum Namen: Die Zunft hieß ,,zur Sonne*' nach ihrem Zunftlokal, das
in der Neuburg lag, etwa hinter der ehemaligen Ludwigskirche. 1678 wurde es von
den Franzosen mit der ganzen Vorstadt abgebrochen, um der Vauban'schen Befestigungsanlage
Raum zu schaffen.4 Die Rebleute erhielten als Ersatz ein Haus in der
Klarissengasse, das sie 1796 offenbar aus finanzieller Bedrängnis veräußerten.5 Die
Zunft hatte ohnedies nur geringen Nutzen von dem Haus, das von der Stadt gegen
einen geringen Mietzins als quasi öffentliches Gebäude genutzt wurde: von 1782 an
als Armenkosthaus der Stadt und zum Zeitpunkt des Verkaufs als Kaserne.6

Die Zunft der Rebleute zur Sonne war zwar die mitgliederstärkste Zunft in Freiburg
, gehörte aber nicht zu den einflußreichsten und angesehensten gewerblichen
Korporationen. Joseph Ehrler schreibt dazu in etwas drastischen und überheblichen
Worten: „Die zahlreichen in der Landwirtschaft und im Rebbau beschäftigten
Arbeiter7 wurden der Proletarierzunft der Rebleute zugeteilt, die sich vorwiegend
die Vorstädte zum Wohnsitz ausersehen hatten. Sie entbehrt naturgemäß des gewerblichen
Zunftzwangs und beinahe gänzlich auch der eigenen Verwaltung. Der
Rat verordnete im Jahre 1412, daß alle, die nach Freiburg kommen und sich nur mit

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