Freiburger historische Bestände - digital

In Vincennes liegt noch eine Karte aus der Hand Naudins, die während der Belagerung
1713 aufgenommen worden ist:

Plan du Siege de Fribourg avec sa Circonvallation, et la Scituation Presente
de l'armee du Roy aux Environs de cette Place ... fait au Camp devant Fribourg
. Par Le Sr. Naudin, Ingenieur du Roy, le 20e octobre 1713.29

Das Blatt, eine kolorierte Federzeichnung, wie die Berliner Karte, hat den gleichen
Maßstab. Sie ist aber kursiv beschriftet. Doch ist die Schrift, was die Sorgfalt
der Ausführung und die Schönheit angeht, nicht vergleichbar mit der großen Karte.
Doch scheint die Situationszeichnung, vor allem in der unmittelbaren Umgebung
der Stadt, etwas genauer zu sein als die der Berliner Karte.30 Jedoch ist das Kartenblatt
nicht durchweg von gleicher Grundrißtreue. Die Zeichnung der Umgebung
von Kirchzarten weist grobe Verzerrungen auf.

Ein Verzeichnis der 1713 bei Freiburg eingesetzten Militäringenieure ist in den
Archiven von Vincennes nicht vorhanden. Eine entsprechende Anfrage wurde
negativ beantwortet.

Auf die Fülle der Festungspläne von Breisach und Freiburg, Gesamtpläne und
Detailzeichnungen einzelner Abschnitte, die sich in den Archiven von Vincennes
und Pariser Bibliotheken befinden, konnte nicht eingegangen werden. Ich habe bewußt
nur nach Karten geforscht, die als Vorlage für die große handschriftliche
Karte gedient haben könnten, die heute in der Staatsbibliothek preussischer Kulturbesitz
aufbewahrt wird. Doch fand ich keine Karte, die im gleichen Maßstab das
gleiche Gebiet wie die Berliner Karte umfaßt, und keine der eingesehenen Karten
war dieser an zeichnerischer Sorgfalt und Grundrißgenauigkeit gleichwertig. Ich
halte es daher nicht für ausgeschlossen, daß sich ein Doppel oder das Vorbild unserer
Karte noch in irgendeiner europäischen Kartensammlung verbirgt.

Die Ergebnisse der französischen Kartenaufnahmen im Räume Breisach — Freiburg
aus dem Ende des 17. Jahrhunderts haben in entsprechend generalisierter
Form Eingang in andere Kartenwerke gefunden, so in handschriftlichen Atlanten,
die grössere Räume umfassen. Dazu gehören zwei handschriftliche Atlanten, auf
die schon Franz Grenacher hingewiesen hat. In der Bibliothek der Genietruppen,
Paris, liegt eine Sammlung von Karten des Rheines von Laufenburg bis Speyer.
Dieses „Theatre de la guerre en Allemagne", abgeschlossen 1726, ist von Naudin,
seinen Söhnen und weiteren Mitarbeitern geschaffen. Den Karten, aquarellierten
Zeichnungen, sind Erläuterungen militärischen und historischen Inhalts beigegeben
. Die beiden Blätter des Breisach — Freiburger Raumes:

Carte tres particuliere du Pais scitue entre la Plaine de Fribourg et Brisack

und

Carte tres particuliere des Environs de Brisack et de Fribourg. Relatif ä la
Description y jointe des Chemins q'une Armee peut tenier pour aller d'vne
Place ä l'autre

sind im Maßstab von etwa 1:30.000 gehalten und sind in gleicher zeichnerischer
Manier ausgeführt. Sie zeigen eine verzerrte Darstellung des Kaiserstuhles, soweit
sie ihn abbilden. Der Tuniberg ist ähnlich der Berliner Karte wiedergegeben, aber
wesentlich derber gezeichnet. Doch dürfte eine Karte vom Typ der Berliner nicht
unmittelbar als Vorbild gedient haben, wie auffällige Abweichungen in der Schreib-

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