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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 59
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0061
3 Jahre später erwarb er am Marktplatz das Gasthaus zur Blume. Wie manche Wirte
betrieb er neben seiner Gastwirtschaft auch einen ausgedehnten Handel, so daß
ihn die Kirchenbücher bei den Taufen seiner 5 Kinder abwechselnd als mercator
oder als Blumenwirt bezeichnen. Nicht alles gelang: eine von ihm eröffnete Salzniederlage
mußte auf Befehl des Rates geschlossen werden, und die Stadt schritt auch
ein, als er ohne Genehmigung Spielleute für Tanzveranstaltungen bestellte. Um so
erfolgreicher war er mit der Begründung eines großen Fuhrparks, dem er einen ausgedehnten
landwirtschaftlichen Betrieb angliederte, um so das nötige Pferdefutter
selbst zu erzeugen. So setzte er sich mit seinem Vorschlag durch, die Landpost von
Stuttgart nach der Schweiz über Villingen zu leiten, wobei er sich selbst vom Wegegeld
und seine Pferde von allen Frohnen freistellen ließ. Daneben betrieb er mit einigen
Partnern auch eine Handelsgesellschaft und war so in wenigen Jahren vom
Kaufmannslehrling zum mittleren Unternehmer emporgestiegen. Mit seinen Geschäftsfreunden
schenkte er 1737 der Villinger Benediktinerkirche einen Nepomuk-
altar. Später ließ er am Oberen Tor eine Nepomukkapelle errichten, die 1844 abgerissen
wurde.

Die entscheidende Wende in seinem Leben brachte der österreichische Erbfolgekrieg
, der seit 1743 auch auf das Gebiet am Oberrhein übergriff. Sehr bald schon
hatte sich herausgestellt, daß seit dem Tod des Prinzen Eugen Heeresführung und
Heeresorganisation nicht mehr auf der Höhe waren. Ganz besonders galt das für
das Obrist-Proviantamt, das für die Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln
und die Bereitstellung von Feldbäckereien und des nötigen Fuhrparks zuständig
war. Bald nach Kriegsbeginn starb mit 80 Jahren der Obrist-Proviantamts-Direktor
Johann Georg v. Harrucker, dessen Verdienste im Türkenkrieg von 1716/18 schon
weit zurück lagen. Sein Nachfolger Ferdinand v. Bosch hatte offenbar in der Auswahl
seiner Mitarbeiter keine glückliche Hand. Als sich der am Oberrhein kommandierende
Herzog Carl von Lothringen über das Proviantwesen beschwerte, erwiderte
Maria Theresia, sie habe die zuständigen Stellen nachdrücklich gemahnt,
doch hätten sich diese damit entschuldigt, ,,daß sie gar keine Kenntnis von des
Werkes Manipulation hätten". Auch das Kriegskommissariat, dem die Kontrolle
der Anschaffung und Verteilung der Lebensmittel und des Fuhrparks unterstand,
war mit dem Grafen Hermann Franz v. Nesselrode wenig glücklich besetzt; er litt
nämlich an den Folgen eines Schlaganfalls.

An Ort und Stelle wurde die Beschaffung des Proviants für Truppen und Festungen
den sogenannten Admodiatoren übertragen, die in eigener Regie für Ankauf
und Verteilung sorgten. Für die einzelnen Lieferungen wurde vorher ein fester Abnahmepreis
ausgemacht, so daß die Möglichkeit außerordentlich groß war, durch
geschickten Einkauf sehr viel Geld zu verdienen. So kam im Breisgau Johann Franz
Litschgi aus Krozingen, der die ständischen Truppen versorgte, zu einem bedeutenden
Vermögen. Für die kaiserliche Armee war Peter Katzner aus Freiburg der Ad-
modiator. Als nun 1743 Villingen Nachschubplatz für die Armee wurde, fand Katzner
in Grechtler einen Partner, der nicht nur über die notwendigen Lokalkenntnisse
verfügte, sondern auch weitreichende Beziehungen hatte und vor allem etwas vom
Transportwesen verstand. Mit beiden wurde in Freiburg am 24. 10. 1743 ein vom
General Johann Friedrich v. Berlichingen genehmigter Vertrag geschlossen, in dem

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