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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0063
Grechtlers gute Dienste wurden auch von den neuen Behördenchefs anerkannt,
und er erhielt den Rang eines Feldkriegskommissars. Mit Erfolg bewarb er sich
1746 um die Belieferung der Truppen im Reich und im Breisgau und wurde zur täglichen
Lieferung von 30 000 Brotportionen und 16 000 Pferdeportionen — Heu
und Hafer — verpflichtet. Mittlerweile war er schon so vermögend, daß er auf einen
Vorschuß verzichtete, obwohl für seine letztjährigen Lieferungen noch ein Betrag
von 32 000 Fl. ausstand. Auch 304 Pferdewagen und die nötigen Feldbäckereien
waren bereitzustellen, „damit kein Klag und Mangel erscheinen möge". Auf die
Qualität des Brotes wurde größter Wert gelegt, und für die Kranken sollten die Lebensmittel
direkt in die Spitäler geliefert werden. Zur schnelleren Beförderung waren
Schiffstransporte vorgesehen, auch hatte Grechtler, nunmehr „Admodiator im
Römischen Reich" für den erforderlichen Proviantstab zu sorgen. Wenig später
schloß er einen Vertrag über die Beschaffung von Pferden für den Transport von
Feldbrücken ab. Im folgenden Jahr wurde er mit der Belieferung von Mehl für die
10 000 Mann starke Garnison der Festung Luxemburg beauftragt.

Er muß damals bei den Banken einen sehr großen Kredit gehabt haben, denn
1748 hatte er aus den Verträgen der vergangenen Jahre noch Forderungen in Höhe
von anderthalb Millionen Gulden. Und schon konnte er einen neuen Vertrag abschließen
, bei dem es um eine Summe von über 4 Millionen ging. Als Oberproviantkommissar
sollte er nämlich die österreichisch-englische Armee in den Niederlanden
mit täglich 70 000 Portionen Brot und 35 000 Pferdeportionen beliefern. Dabei
hatte er 350 gedeckte Wagen mit je 4 Pferden zu stellen und zu unterhalten, Magazine
anzulegen und für den Brückentransport zu sorgen. Grechtler hatte zwar die
volle Unterstützung des in den Niederlanden kommandierenden Feldmarschalls
Fürst Carl Batthyany, aber das Geld in Form der versprochenen englischen Subsi-
dien traf nur sehr zögernd ein. So hatten im September die Offiziere ihre Gage für
Februar und März noch nicht erhalten, und es bedurfte des energischen Drängens
des Feldmarschalls, um die nötigen Summen zu beschaffen. Der Frieden von Aachen
beendete 1748 den Krieg, aber die Truppen mußten auch bei dem langen
Rückmarsch in die Heimat versorgt werden. Die endgültige Abrechnung erfolgte
erst 1749 und 1750. Wieviel Grechtler in diesen 6 Kriegsjahren verdient hat, ist unbekannt
, aber es müssen Millionen gewesen sein. So konnte er auch auf die Berechnung
seiner Unkosten beim Rückmarsch der Truppen aus Luxemburg verzichten.
Außerdem ließ er von seiner Hauptforderung eine sehr große Summe nach, oder,
wie es die Gedenkbücher der Hofkammer ausdrücken: „Die Kaiserin genehmigt al-
lergnädigst Grechtlers Nachlaß von 600 000 Fl.".

Der Erfolg solcher Großzügigkeit blieb nicht aus. Im August 1750 übertrug ihm
Maria Theresia die Hauptverpflegung der Armee in Böhmen und den österreichischen
Erbländern. Damals verlegte er seinen Wohnsitz nach Österreich und veräußerte
seine Villinger Besitzungen und Beteiligungen. In Wien wohnte er im Palais
Traun an der Freyung Nr. 2. Aber dieser Wohnsitz in der vornehmsten Gegend des
I. Bezirks genügte seinem Ehrgeiz nicht. Zielbewußt und ohne Zeit zu verlieren ging
er jetzt an den Ausbau seiner gesellschaftlichen Stellung. Eine Nobilitierung war
nicht schwer zu erreichen; sie entsprach den Gepflogenheiten des Hofes, und seine
Verdienste und Beziehungen waren mehr als ausreichend. Aber für eine wirkliche

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