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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 94
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0096
neugierigen Überschrift ,Zweck der Reise' die Antwort ,Wandert!' Ja, rief ich
aus, Du hast es getroffen! Und ich schrieb dasselbe. Eine Wanderung im schönen
Vaterland war mein Zweck, ob Nutzen, ob Vergnügen mir zuteil wurden, war ungewiß
. Beides ist geschehen in reichem Maß.

Menschenglück und Menschenleid fand ich vermischt, letzteres mehr, weil es
auffallender ist. Biederkeit und Schurkerei, Freiheit und Knechtschaft, Fanatismus
und Aufklärung in manchfaltiger Abstufung enthüllte fast jeder Schritt. Was
ich gesehen, soll hier folgen. Abenteuer kann ich keine beschreiben, wenn man es
nicht dafür halten will, daß ich an keiner Grenze zurückgewiesen oder grob behandelt
worden bin. Die Wahrheit werde ich nie verleugnen, wo sie zu laut wird,
muß man es mir verzeihen."

Von Freiburg i.Br. nach Halle/Saale 1825

Donnerstag, den 6. Oktober, 8 Uhr, fuhr ich in der Beichaise mit Hitzig (ein Studienkollege
, Anm. d. Verf.) und 2 Schweizern ab, deren einer Philosophie in Leipzig
, der andere Theologie in Halle studieren wollte. Letzterer war etwas ungeschliffen
, noch ein wahrer Schweizer! In einer anderen Beichaise fuhren einige
Göttinger Studenten, welche von Schweizerreisen zurückkamen. In Kehl frühstückten
wir. Am Tische wurde schon allgemein französisch geredet. Die Gegend
von da bis Rastatt, wo wir Mittag machten, ist höchst uninteressant, doch
war die Fahrt etwas angenehmer, indem wir nun in großen Postwagen, nicht mehr
in elenden, oft nur für 2 Personen eingerichteten, unbedeckten Wägen, zu sitzen
kamen.

In Karlsruhe bei der Post(station) stand Koch (ein Studienfreund, Anm. d.
Verf.). Er führte mich in den ,Zähringerhof', wo ich mein Gepäck niederlegte und
in der Stadt umherging ... Nach Tisch unterhielt ich mich mit einem Dr. medici-
nae aus Livland, der seiner Gesundheit wegen und um sich noch mehr zu vervollkommnen
, nach Paris reist ... Er denkt äußerst vernünftig, sprach über Rationalismus
und dessen zu wünschende Verbreitung, über die Verfinsterung in Livland,
besonders in Dorpat. Er ist äußerst höflich, freundlich, spricht reines Deutsch.

In Heidelberg, wo wir am andern Tag, Samstag, den 8. Oktober, nachdem
wir in Bruchsal gefrühstückt und in W i e s 1 o c h zu Mittag gegessen
(angenehmer Spaziergang in der Stadt), abends ankamen, stiegen wir im ,Prinz
Carl' ab. Blieben am Sonntag dort und sahen das große Faß. Von dem Schlosse
hat man eine herrliche Aussicht, auch vom ,Prinz Carl' nahm es sich prächtig aus
... Nachmittags besichtigten wir Handschuhsheim ...

Montag, den 10. Oktober, fuhren wir ab und kamen über Wein he im ...
nach Darmstadt. Diese Stadt, deren Häuser fast alle durch Gärten voneinander
getrennt sind, gefiel mir am besten von allen, die ich auf dieser Reise sah. An
Pracht steht sie weit vor Karlsruhe. Die Straßen im Hessischen scheinen mir auch
besser als im Badischen, auf einer Seite des Weges ein Pfad für Reiter, auf der anderen
für die Fußgänger .. .

Schon nachts kamen wir nach Frankfurt. Wir betrachteten die große
Mainbrücke, wohnten im ,Schwan', der aber überfüllt war: alle 6 in einem Zim-

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