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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 96
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0098
Sonntag, den 16. über Deutschental nach Halle. Stiegen im ,Ringe4
ab, nachts im ,Goldenen Kranz' in Possendorf Empfang der Badenser
(Landsmannschaft, Anm. d. Verf.)."

Reise nach Leipzig 1826

„Samstag, den 10. September, fuhren wir (ich mit 2 Gefährten) von Halle ab. Der
Morgen wurde immer schöner aus dem Morgengewölk und unser Reisegefährte
fing an, von seiner Wanderung zu erzählen: ... er hatte in Braunschweig den
Herzog sehen wollen, 4 Groschen, die er dafür bezahlen sollte, schienen ihm zu
viel. Auf die Preußen war er nicht gut zu sprechen, wofür er freilich Ursachen
haben mochte. Mir selbst schien es etwas unbillig, daß wir ein beträchtliches
Wegegeld bezahlen mußten und dabei gezwungen waren, den Weg erst machen zu
helfen, der bald von frisch aufgeschüttetem Kies, bald von feuchter Erde unfahrbar
ward. Vor uns stak ein Frachtwagen in dem elenden Wege und konnte mit
8 Pferden nicht herausgezogen werden. Die Leute standen dabei und ihre Gesichter
waren eine Erläuterung des Tadelnden unseres Gefährten. Ich dankte Gott, als
wir endlich hinter Schkeuditz waren und in dem lieben Sachsenlande weiterzogen
, während der Buchhalter von der großen Völkerschlacht erzählte. Am Tore
(von Leipzig, Anm. d. Verf.) forderte man bloß unsere Carten, schrieb die
Namen auf und ließ uns ziehen. Hätte nur der gute Schutzgeist der Pilger uns eine
bessere Herberge verliehen, als der ,Palmbaum' in der Vorstadt war, wo ich außer
den Betten nichts Rühmliches fand. Unser Fuhrmann mit einigen Genossen führte
gar erbauliche Reden in der Wirtsstube und machte am Ende, weil wir dem Kerl
nach seiner Meinung nicht genug bezahlt hatten, über unfreundliche und schlechte
Passagiere sehr deutliche Anspielungen. Doch was kümmerte mich's? Nachmittags
suchten wir den Reichenbachischen Garten auf. Überall zogen die Stubenmädchen
, noch aus der Zeit ihrer Naivität berühmt, zierlich geputzt zu den Toren hinaus
; auf den Straßen rannten die Kaufmannsdiener auch jetzt noch ihrer Hast
nicht ledig, mit der sie sonst in Geschäften über die breiten Steine hüpften. Studierende
sah ich wenige, und alle hatten, dem Leipziger Tone gemäß, jene drollige
Mischung von Zierlichkeit und Renomiererei, die alte Eigenschaft der Leipziger
Musensöhne mit einer neuen gepaart. Nachdem wir einige Gebäude und Kirchen
besehen, fragten wir nach dem Wege in den Reichenbachischen Garten und wurden
zurechtgewiesen, aber unvollständig; denn wir kamen in den Garten von Reichart
, in dessen Irrgängen wir eine Weile umherschlenderten. Außer den Bädern
bemerkte ich darin mehrere Türen zu kleineren Gärtchen, über welchen die Inschriften
,Cypern, Malta, Sardinien* (die einiger anderen Türen habe ich vergessen
) eingeschrieben waren. Was sie bedeuten sollten, konnten wir nicht enträtseln.
Als nach langem Umherfragen wir den gesuchten Garten erreicht, war er verschlossen
und die Pforte mit einem Papiere beklebt, welches erklärte, daß er nicht
mehr als ein öffentlicher zu betrachten sei. Mißmutig gingen wir zurück und zweifelten
, ob dieser der gesuchte Garten sei. Ein alter Mann, den wir anredeten, begriff
uns nur halb, doch erwiderte er: ,Ich habe das Unglück, nicht zu hören; da
ich aber vermute, daß Sie in den Reichenbachischen Garten wollen, und mein Weg

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