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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 104
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0106
bürg, Magdeburgs Vorstadt, los und bald war ich innerhalb des Tores. Kaum
einige Schritte war ich gegangen, überall von Lustwandelnden umringt, als der
Wirt „Zum König von Preußen" aus einem Wagen sprang und den Fund meines
Geldes mir fröhlich verkündete. Zu Hause lieferte es seine Gattin mir alsbald aus.
Ich schenkte dem Stubenmädchen, dessen Redlichkeit mir soviel genützt, einen
Taler, nicht um sie zu belohnen, sondern bloß um ihr eine kleine Freude zu machen
. Jetzt stand ich im ganzen Wirtshause sehr im Ansehen; ich ließ mich bedienen
und rechnete auf der Karte nach, ob ich dennoch bis Hamburg kommen
könnte. Aber ich sah, daß mir auch die Zeit nicht mehr recht zutreffen sollte, und
so machte ich mich montags, den 9., ziemlich früh auf den Weg, um über Gnadau
wieder heimzukehren. Ich machte den Weg anfangs mit einiger Beschwerde, weil
die gestrigen 6 Meilen mich doch angegriffen hatten. Von Schönebeck nach Gnadau
indes ging es sehr rüstig, und ich kam noch vor dem Mittagessen an, ließ
mir gleich das vorige Zimmer wieder geben und überließ mich meiner Behaglichkeit
.

Nachmittags wandelte ich die wohlbekannten Gänge mehrmals wieder durch,
entbehrte aber jetzt mehr, als die vorigen Tage Alberts erheiternde Gegenwart.
Den beschwerlichen Weg, das langweilige Essen an der Wirtstafel kann ich sehr
wohl allein durchmachen, allein wenn ich abends an ein Ziel gekommen bin, so
verlangt der Geist des Freundes, dem er die gemachten Erfahrungen mitteilen, das
Herz der gleichgesinnten Seele, an welcher er sich wieder stärken kann zu neuer
Lust und Liebe für des kommenden Tages Ernst und Freude.

Der Wirt unterhielt sich abends einige Augenblicke mit mir, als zur Abendstunde
geläutet wurde. Diesmal las der Prediger die „Geschichte des morgenden
Tages" aus Mathäus, wie ich glaube, und zwischendrein wurde ein Vers gesungen.
Nachts hoffte ich, wieder einen Besuch des Herrn Kandidaten Baum (zu erhalten);
allein vergebens!

Ich mochte ihm wohl zu weltlich erschienen sein oder er hatte von meinem jetzigen
Aufenthalt in Gnadau keine Kenntnis; genug, er blieb weg und ich mußte
mich drein ergeben.

Dienstag, den 10. Mai. Es war größtenteils Schuld meines Fiebers, das mich diese
Nacht überfallen hatte, daß ich erst um 10 Uhr fort kam, und an diesen Fehler
knüpften sich mehrere Mißgeschicke. Das erste war, daß ich auf dem Wege nach
B a r b y wohl eine halbe Stunde umging; das zweite, daß ich überhaupt, da ich so
sehr Eile hatte, nach Halle zu kommen, den Weg nach Barby eingeschlagen hatte,
denn ich fand weder an der Stadt noch an dem schon alten Schlosse (ehemals der
Brüdergemeinde gehörig) viel zu sehen. Während ich am Mittagessen saß, ging ein
Ausrufen durch die Straßen und schrie im Gesangtour: „Hört zu! Hört zu! Morgen
früh um 6 Uhr gibt's Bier und Cofent bei Herrn Kleberger." So lassen die
Brauer ihr frisches Bier ausrufen. Ein anderer kam, sich beklagend, daß seine
Consumtionssteuer erhöht worden, ohne daß er wisse warum. Er könne nicht begreifen
, warum die Regierung ihm, dem Unbegüterten, soviel abfordre. „Narr!",
sagte ein anderer, „die Regierung tut das nicht! Sei doch klug! Die Auflagen kommen
aus unserer Stadt und die, welche die Beiträge verteilen, kommen am wohlfeilsten
dabei weg. Verstehst Du nun?" Obwohl ergrimmt über eine solche Will-

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