Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 118
(PDF, 32 MB)
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selbst in Wahrhaftigkeit sein will, was zu sein sie beansprucht, der staatlich-völkische
Wille notwendig zurückgesetzt werden gegenüber dem kirchlichen. Demzufolge
ist ja auch durch die Kirche bis heute die Zugehörigkeit der Priester zur Partei
verboten. Daher wird im Grunde jedes Abwägen unter den Kandidaten nach der
politischen Seite hinfällig." Nebenbei bemerkt — Heidegger hat auch wenig später,
nämlich am 6. Februar 1934, von seiner antikatholischen Einstellung kein Hehl gemacht
— in dem bereits bekannten Schreiben an den Reichsführer der Deutschen
Studentenschaft, Dr. Stäbel, im Zusammenhang mit der Aufhebung der Suspendierung
der CV-Verbindung Ripuaria, was Heidegger als Triumpf des Katholizismus
charakterisierte35: „Dieser öffentliche Sieg des Katholizismus gerade hier (sc. in
Freiburg) darf in keinem Falle bleiben. Es ist das eine Schädigung der ganzen Arbeit
, wie sie zur Zeit größer nicht gedacht werden kann. Ich kenne die hiesigen Verhältnisse
und Kräfte seit Jahren bis ins kleinste ... Man kennt katholische Taktik
immer noch nicht. Und eines Tages wird sich das schwer rächen."

Doch kehren wir nochmals zum Dezember 1933 zurück! Die dort offenkundig
gewordene politisch-nationalsozialistisch-gegründete Berufungspraxis steht im klaren
Widerspruch zu Heideggers Aussage in „Tatsachen und Gedanken": ,,Was
mich bis zum letzten Tage zögern ließ, das Rektorat zu übernehmen, war das Wissen
, daß ich notwendig mit meinem Vorhaben in eine zwiefache Opposition geraten
würde gegen das »Neue4 und gegen das »Alte4. Das ,Neue* war inzwischen aufgetreten
in der Gestalt der »politischen Wissenschaft', deren Idee auf einer Verfälschung
des Wesens der Wahrheit gründet. Das »Alte4 war das Bestreben, beim ,Fach' zu
bleiben und dessen Fortschritte zu fördern und im Unterricht nutzbar zu machen,
jede Besinnung auf die Wesensgrundlage als abstrakt-philosophisch abzulehnen
oder allenfalls doch nur als äußere Verzierung zuzulassen, nicht aber als Besinnung
zu vollziehen und aus diesem Vollzug zu denken und zur Universität zu gehören."
Fügen wir noch einige Beispiele aus jenen Tagen an: In dem oben schon auszugsweise
zitierten Schreiben an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät — es
galt für alle Fakultäten — vom 20. 12. 1933 hatte Martin Heidegger gedroht, die
Arbeit der Fakultäten und der einzelnen Dozenten „nur einzuschätzen nach dem
Ausmaß, in dem die Mitarbeit an der Erwirkung des Künftigen sichtbar und wirksam
wird. Danach richten sich die kommenden persönlichen und sachlichen Entscheidungen
." Dieses Rundschreiben spielte übrigens im Dezember 1945, als sich
der Senat der Universität Freiburg zu einer schärferen Gangart im Falle Heidegger
anschickte36, eine wichtige Rolle. Der Senat diskutierte am 19. Dezember 1945 diesen
Vorgang und qualifizierte solche Haltung als anspruchsvoll und intolerant.37

Auf der gleichen Linie bewegte sich Martin Heidegger in dem teilweise bekannt
gewordenen Gutachten über Eduard Baumgarten zu Händen des NS-Dozenten-
Bundes der Universität Göttingen vom 16. Dezember 1933. Heidegger hatte 1931
Eduard Baumgarten, der sich um die Assistentenstelle bei ihm beworben hatte, zugunsten
des jüdischen Philosophen Werner Brock zurückgewiesen und den in Göttingen
habilitierten Brock nach Freiburg umhabilitieren lassen.38 Das in Frage stehende
Gutachten Heideggers ließ zunächst die Habilitation Baumgartens in Göttingen
scheitern und hatte eine zeitweilige Entziehung seines Lehrauftrags für Amerikakunde
zur Folge.39 Überdies führte es 1935, als es Karl Jaspers über Marianne

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