Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 138
(PDF, 32 MB)
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pierungen, Reichspräsident von Hindenburg zum Ehrenbürger zu ernennen, unterstützten
auf einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung ohne Zögern die Vertreter
aller Rathausparteien. Das Ansinnen, Reichskanzler Hitler dieselbe Würde zu
verleihen, fand dagegen keine Billigung. Der nationalsozialistischen Begründung,
allein schon der Zusammentritt des neuen Reichstages „unter Ausschluß der Moskauer
Söldlinge" rechtfertige diese Auszeichnung, hielten die Gegner dieser Initiative
ihre Überzeugung entgegen, angesichts noch nicht erkennbarer Leistungen des
Regierungschefs verbiete es sich ihnen, Vorschußlorbeeren zu erteilen. Mit nur
vier Ja-Stimmen (NSDAP, DNVP, nichtnationalsozialistischer Bürgermeister) verfiel
der Antrag der Ablehnung. Darauf blieb den Verlierern zunächst nichts anderes
übrig, als in einem Schreiben an Gauleiter Wagner die sieben gegnerischen
Gemeinderäte von Zentrum (darunter der Bürgermeisterstellvertreter und Fürstlich
Fürstenbergischer Ober kammerrat Kreuzer), SPD und Staatspartei der Mißachtung
der „ungeheuren Arbeit unseres Reichskanzlers Hitler insbesondere anläßlich
des Aufbruchs der Nation zum Wiederaufbau des neuen Deutschland" zu bezichtigen30
. Schließlich enttäuschte ein anderes Abstimmungsergebnis die nationalsozialistischen
Erwartungen. Bei der Volksabstimmung am 12. November 1933 demonstrierten
nicht alle Donaueschinger Bürger die, wie von den Propagandisten
des Systems behauptet, „innere geschlossene politische Einheit" des deutschen
Volkes31; 11,8% Wahlberechtigte, welche den bereits vollzogenen Austritt
Deutschlands aus dem Völkerbund nicht befürworteten, waren für die Kreisleitung
Beweis genug, daß der Zentrumseinfluß nach wie vor wirksam war (Dokument 3).

Die Nachricht von der beabsichtigten Rückkehr Wohlebs an seinen früheren
Dienstort erreichte im Februar 1934 eine Donaueschinger NSDAP, welche die Ereignisse
von 1933 noch nicht vergessen und „verarbeitet" hatte. Dem Kreisleiter
selbst war das Erreichen wichtiger persönlicher und politischer Erfolge bislang
verwehrt geblieben. Noch widersetzte sich die katholische Geistlichkeit um Dekan
Meister und Pfarrer Feurstein den weltanschaulichen Zumutungen des Regimes;
der von Sedelmeyer forcierte Kirchenkampf sollte auf der Baar noch Jahre dauern32
. Noch amtierte im Donaueschinger Rathaus ein Nichtnationalsozialist als
Bürgermeister; erst im März 1934 konnte Sedelmeyer das bisherige Stadtoberhaupt
verdrängen und seine Nachfolge antreten33. Wohlebs Versetzung hätte die Pläne
des Kreisleiters sicher nicht vereitelt, aber vielleicht gestört und seinen Widersachern
Auftrieb gegeben. Der „Machtergreifungsprozeß", auf Reichs- und Landesebene
ein komplizierter Vorgang und auch im Gemeindebereich wie in Donaueschingen
oft langwierig und reich an Hindernissen34, sollte endlich ohne weitere
Verzögerungen zum Abschluß kommen.

V

Oberregierungsrat Leo Wohleb war den Repräsentanten der nationalsozialistischen
Parteidiktatur in zweifacher Hinsicht ein Dorn im Auge: Er stand den Bestrebungen
des Gauleiters im Wege, die Zentralverwaltung personell „gleichzuschalten",
und er stand im Begriff, den Kreisleiter bei seinen Bemühungen zu stören, die
lokale „Machtergreifung" zum Ende zu bringen. Deshalb verlor er seine Stellung

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