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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 171
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0173
Sterben und Leichenbegängnis
im Freiburg des 19. Jahrhunderts

Von

Kristiane Schmalfeldt

Der Tod war und bleibt die wichtigste Grenzerfahrung des Menschen — bedingt
durch seine Einmaligkeit.

Schon deshalb sagt die Haltung eines Volkes gegenüber dem Tod mehr über seinen
Glauben und seine Kultur aus, als alle anderen kulturellen Phänomene; denn
die Einstellung zu Sterben und Tod und die Vorstellung davon, ob etwas und
wenn, was nach dem Tod zu erwarten ist, wird wohl das Leben prägen, wie es in
allen alten Hochkulturen zu sehen ist.

In dem Maße, in dem sich Glaubens- und Lebenshaltungen wandeln, kann sich
auch die Haltung der Menschen gegenüber dem Tod verändern. Uns ist in letzter
Zeit bewußt geworden, daß das Sterben in unserer Gesellschaft verdrängt und
tabuisiert worden ist; daß sich hier ein neuerlicher Wandel andeutet, zeigt die
hohe Zahl der Publikationen zum Thema — es seien nur Philippe Aries und Elisabeth
Kübler-Ross erwähnt —; auch reißt die Diskussion um die Sterbehilfe nicht
ab. Aber dies alles bleibt einstweilen Theorie: Ein Vergleich mit Sterben und Begräbnis
— „Leichenbegängnis" im zeitgenössischen Ausdruck — im 19. Jahrhundert
in Freiburg zeigt deutlich die Veränderungen, die sich inzwischen ergeben
haben. Gleichzeitig wird klar, daß die Anfänge zu diesem Wandel hier im 19., im
„bürgerlichen Jahrhundert'' liegen, was ja eine Umbruchszeit war. Gerade für
Freiburg gilt dies in besonderem Maße: Es vergrößerte sich in diesen 100 Jahren
fast um das Siebenfache, wuchs von 9 050 Einwohnern im Jahr 1800 auf über
60 000 im Jahr 1900.1 Das 19. Jahrhundert brachte Freiburg den Übergang zum
Großherzogtum Baden und 1836 die Auflösung der Zünfte, die jahrhundertelang
das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der Stadt geprägt hatten.2 Es
brachte 1862 mit der Gewerbefreiheit3 und der Gründung des Deutschen Reiches
einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und den Beginn der Industrialisierung
.

Es wird sich zeigen, daß dieser Wandel auch Einfluß auf tradierte Verhaltensmuster
im Zusammenhang mit Tod und Sterben haben mußte.

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