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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 198
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0200
Im Sommer 1939 schrieb die süddeutsche Verwaltung der Rohstoffbetriebe der
Vereinigten Stahlwerke an das staatliche Oberbergamt: Wir haben uns „immer bemüht
, unsere Gruben auszubauen mit Hilfe einheimischer Arbeitskräfte, die wir
mit vieler Mühe und Kosten angelernt haben unter Hinzuziehung weniger gelernter
Grubenleute aus anderen Gegenden. Wir haben es jedenfalls vermieden, ausländische
volksfremde Arbeitskräfte heranzuholen."3 Nun war der Arbeitskräftemangel
aber so groß, daß die geplante Förderleistung in Frage gestellt wurde. Die
Unternehmensleitung entschloß sich deswegen, hundert jugoslawische Gastarbeiter
aus Gebieten, die bis 1918 zu Österreich gehört hatten, einzustellen. In geringerem
Umfang wurden auch Italiener beschäftigt.

In den Jahren 1938, 1939 und 1940 wurde die Belegschaft außerdem durch Personen
erweitert, die wegen außenpolitischer Vorgänge, beziehungsweise wegen des
Kriegsbeginns ins Land kamen: Nach dem Münchner Abkommen von 1938 wurden
Sudetendeutsche, die bisher tschechoslowakische Staatsangehörige gewesen waren,
angeworben. Nach Ebringen gelangten sie meist nach einer Übergangszeit im Ruhrgebiet
. Im Anschluß an den Polenfeldzug kamen Arbeitskräfte aus den ehemaligen
deutschen Ostgebieten nach Ebringen, zum Beispiel im Dezember 1939 eine Gruppe
von Ostoberschlesiern aus der Gegend von Beuthen. Nach dem Frankreichfeldzug
1940 stellten sich Elsässer ein. Leute aus dem Hoheitsgebiet der UdSSR, etwa aus
Wolhynien und Bessarabien, kamen auf Grund der Umsiedlungs Vereinbarung im
Zusammenhang mit dem Hitler-Stalin-Pakt. Alle hier genannten galten als
Deutsche, beziehungsweise Volksdeutsche, und sind nicht zu verwechseln mit
Kriegsgefangenen. Dennoch waren in den Augen der Ebringer die Südschlesier
Polen, während sie die Elsässer nicht als Franzosen betrachteten.

Kriegsgefangene wurden in der Grube Schönberg von 1940 an zwar beschäftigt,
aber nie in Ebringen untergebracht, sondern ausschließlich im Gefangenenlager in
St. Georgen. In Ebringen arbeiteten sie selten und dann nur tageweise.4 Bei diesen
Gefangenen handelte es sich zunächst um Franzosen. Im August 1940 kamen 200,
im Oktober 1940 weitere 50. Den Akten des Bergamtes5 nach war der größte Teil
von ihnen „bergtauglich", sogar Fachleute waren darunter. Ab September 1941
wurden sie zum Leidwesen der Grubenleitung durch Russen ersetzt. Die Franzosen
wurden „in das Innere Deutschlands befördert ... mit Rücksicht auf die vielen
Fluchtversuche" in der Nähe des Rheins. Über die russischen Gefangenen berichten
die Akten: „Bei der Grube Schönberg kamen im September 1941 die ersten hundert
russischen Kriegsgefangenen zum Einsatz. Es waren meist stark unterernährte
Leute von geringer Leistungsfähigkeit."6 Erschütternde Schicksale verbergen sich
wohl hinter diesen dürren und absichtlich neutralen Worten.

Statistisches nach dem Ebringer Fremdenbuch

Welches Ausmaß das Kommen und Gehen in Ebringen hatte, läßt sich aus dem
Fremdenbuch der Gemeinde ersehen.7 Im Zusammenhang mit dem Bergwerk
wurden von 1938 bis 1942 352 polizeiliche Meldungen verzeichnet, wobei es sich
ausschließlich um Männer handelte. 48 von ihnen brachten eine Familie mit, so daß
sich die Zahl der zugezogenen Personen auf 504 erhöht, nämlich um 48 Ehefrauen

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