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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 234
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0236
Hermann Schäfer: Regionale Wirschaftspolitik in der Kriegswirtschaft. Staat, Industrie und
Verbände während des Ersten Weltkrieges in Baden. („Veröffentlichungen der Kommission
für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg", Reihe B, Bd. 95). Stuttgart (Kohlhammer
) 1983. XXXII + 416 S., kartoniert.

Es handelt sich um eine Dissertation der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg
, die schon vom Thema her das Glück hatte, ein imposantes Umfeld und genügend
Breite zu haben, um zu einem aufschlußreichen Buch zu werden. So darf es auch nicht verwundern
, daß dem Doktoranden von den verschiedensten Stellen diese und jene Förderung
zuteil wurde — Detailarbeit verblieb dem Verfasser noch in vielen Feldern — und daß ihm
und auch dem herstellenden Verlag nichts zuviel war, ehrt alle Beteiligten. Das Phänomen
wird gewissermaßen in mehreren chronologischen Ebenen angegangen: „1. die badische
Industrie in der Vorkriegszeit, 2. die Phase des ,Kriegsstoßes4 1914, 3. das Ende der Kurz-
Kriegs-Hoffnungen — Anbahnung der Aufgaben einer staatlichen Kriegswirtschaftspolitik in
Baden (1915 bis Sommer 1916), 4. Entwicklung einer bundesstaatlichen Wirtschaftspolitik im
Rahmen der Verschärfung der Kriegswirtschaftspolitik seit Herbst 1916, Organisation und
Repräsentation der bundesstaatlichen wirtschaftspolitischen Interessen seit dem Frühjahr
1917, 6. die letzten Kriegsmonate — von der »Erwartung des Endsieges' zur Resignation im
bedrohten Grenzland, 7. Kriegsende und Nachkriegszeit".

Schon die Formulierung dieser Thematik zeigt die Spannkraft des Geschehens bzw. der
dargebotenen Dokumentationen. Die vorausgestellten Tabellen- und Abbildungs- (besser
wäre wähl Statistiken- oder Schaubilder-) Verzeichnisse sowie Anlagen-, Quellen- und Literaturaufführungen
demonstrieren die Gründlichkeit und die Ausholbereitschaft des Verfassers.
Die Bestandsaufnahme der badischen Vorkriegsindustrie gelang vorbildlich und ohne zu umständliche
Umschreibungen, Struktur und Konjunktur wurden präzis erfaßt. Die Kontinua-
tion, aber auch die Sprunghaftigkeit in der entscheidenden 3. Periode („Ende der Kurz-
Kriegs-Hoffnungen"!) dürfte in vielem über badische Verhältnisse hinaus symptomatisch
sein. Ähnliches gilt für den 4. Teil mit dem Hindenburgprogramm und den kriegswirtschaftlichen
Stillegungsproblemen. Das Kräftespiel bzw. das mitunter gefährliche Zusammenwirken
von Industrie und Offizieren samt dem damit verbundenen Rüstungsboom behandelt der
nachfolgende Teil. Daß im abschließenden „Kriegsende und Nachkriegszeit" nur skizzenhaft
vorgegangen werden konnte, ergab sich bereits aus der Themenstellung; freilich hätte man
hier gerne noch weiteres und Detaillierteres gehört. In der ein Dutzend Druckseiten umfassenden
„Zusammenfassung" zeigt sich der Verfasser zudem als ein Historiker mit profunden
Kenntnissen und wohlüberlegter Kombinationsgabe; es gibt auch schlichte, doch aufschlußreiche
Ergebnisse, etwa dahinaus: „Das Großherzogtum Baden war vor dem Ersten Weltkrieg
einer der hochindustrialisierten Bundesstaaten des Deutschen Reiches, nur etwa ein
Drittel der Bevölkerung (1907) lebte noch von der Landwirtschaft" oder: „Den Kriegsausbruch
hatten in Baden die meisten Menschen mit der gleichen Begeisterung miterlebt wie in
ganz Deutschland". Der Verfasser nimmt in dieser aus Landes- und Allgemeingeschichte gut
zusammengearbeiteten „Zusammenfassung" zu zahlreichen einschlägigen Problemen souverän
Stellung, er bleibt nicht in den Einzelheiten verstrickt, überspielt sie jedoch auch nicht
mit Pauschalurteilen oder längst Dahergebrachtem, obschon zugegeben ist, daß das vorgelegte
Oeuvre alles in allem bisherige Sichtweisen gesamtdeutscher Geschichte in vielem bestätigt.
Daß Spezialprobleme, wie Grenzlandnähe oder Energieversorgung, genügend abgehandelt
und berücksichtigt werden, versteht sich von selbst. Reichhaltige Register (Personen, Orte,
Firmen und Institutionen sowie Sachregister) erhöhen den Stellenwert des Bandes beträcht
lieh.

Helmut Bender

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