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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 10
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Zähringer. Zwar sind einige seiner Forschungsergebnisse heute kaum noch haltbar.
Auch methodisch sind die historischen Wissenschaften seither in mancher Hinsicht
weitergekommen. Dennoch ist auf der Basis dieser Arbeit jener von Karl Schmid
angeprangerte „Wald von Hypothesen" entstanden, durch den der derzeitige Forschungsstand
gekennzeichnet wird.5 Denn an die Stelle der offenbar durch die Arbeit
Heycks als mehr oder weniger abgeschlossen geltenden Quellenkritik traten immer
neue Kombinationen und willkürliche Interpretationen der als unveränderbar
angesehenen historischen Fakten. Daran beteiligten sich Berufene und leider auch
Unberufene, garnicht zu reden von der hier wie überall anzutreffenden Zahl von
„terribles simplificateurs". Zudem brachten Bau- und Kunsthistoriker in steigendem
Maße formale Gesichtspunkte ins Spiel, ohne dabei die lückenhafte Quellenlage
, geschweige denn die Probleme der chronologischen Einordnungen mit genügender
Vorsicht zu berücksichtigen. Trotzdem haben manche Thesen der Bauhistoriker
eine starke Wirkung auf die zünftigen Geschichtsforscher ausgeübt.

Besonders war dem Buch des früheren Freiburger Stadtbaumeisters Ernst
Hamm, wie Cord Meckseper festgestellt hat, „ein außerordentlicher Erfolg beschieden
".6 In seinem auf einer älteren Dissertation beruhenden Werk „Die Städtegründungen
der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland" hatte Hamm die
Behauptung aufgestellt, die Zähringer hätten alsbald nach der Übernahme eines
eigenen Herzogtums im Südwesten mit der systematischen Anlage eines Netzes von
planmäßig gegründeten Städten innerhalb ihres nunmehrigen Herrschaftsbereiches
begonnen.7 Zu diesem Zweck sollen sie bald nach Beginn des 12. Jahrhunderts ein
eigenes Planschema erdacht haben, das sie nunmehr den von ihnen ins Leben gerufenen
Städten zugrundegelegt haben sollen. Dieses soll nach Hamm auf einem Straßenkreuz
aufgebaut gewesen sein, durch das auch das Gerüst der parallel zu den
Hauptachsen angelegten Nebenstraßen bestimmt worden sein soll. Als weitere Charakteristika
dieser Planmäßigkeit wurden die Austeilung gleichgroßer Hausgrundstücke
, die Errichtung der Pfarrkirchen an einem zuvor festgelegten Platz, die
Traufenstellung der Wohnhäuser, die Zugänglichkeit der Hofstätten von rückwärtigen
Wirtschaftsstraßen, die Erbauung von Toren und Mauern und ähnliches herausgestellt
.

Weit über 100 Jahre sollen die Zähringer nach Hamm in ihrem Herrschaftsgebiet
im Südwesten und später auch in der Schweiz neue Städte immer nach dem gleichen
Prinzip angelegt haben, ohne daß sich wesentliche Änderungen oder Abweichungen
ergeben hätten. Der Gedanke einer allmählichen Entstehung und einer möglichen
Weiterentwicklung dieses Planschemas lag dem Architekten Hamm fern. Seine
Überlegungen haben die Forschung zunächst zweifellos vorangebracht. Bedenklich
wurde es freilich, wenn beim Fehlen aller schriftlichen Nachrichten allein aus der
Art der Stadtanlage gefolgert wurde, diese müsse von den Zähringern errichtet worden
sein. Unstatthaft wurde es aber, wenn in einen für den Nachweis zähringischer
Herkunft nicht ausreichenden Plan, wie etwa im Falle Offenburg, die angeblichen
Planprinzipien der Herzöge nachträglich hineinrekonstruiert wurden, um so die
vermutete zähringische Gründung zu beweisen.8 Dies hinderte freilich den 1934 an
die Universität Freiburg berufenen Österreicher Theodor Mayer nicht — in allerdings
genialer Weise — auf den Vorstellungen Hamms weiter aufzubauen, ohne

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