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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0028
hier behandelten Anniversareintragung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts mit
Stadt übersetzt und Bertold V. damit als Gründer der Stadt Villingen herausgestellt
wird.

Die Benutzung des Wortes villa für die neben dem alten Dorf Villingen neu ins
Leben gerufene städtische Siedlung ermöglicht auch eine engere zeitliche Eingrenzung
der uns hier beschäftigenden Anniversareintragung. Bisher ließ sich nur feststellen
, daß dieser Nachtrag durch eine Hand des mittleren 15. Jahrhunderts erfolgt
sein müsse. Es war aber zu vermuten, daß sich der Schreiber dieses Zusatzes auf
eine ältere Vorlage, vielleicht sogar ein älteres Anniversar, gestützt haben könne.
Die Verwendung der Bezeichnung villa für die Stadt Villingen macht diese Vermutung
erheblich sicherer. Denn dies muß ursprünglich in einer Zeit geschehen sein, in
der dieses Wort als Begriff für Städte noch allgemeiner üblich war. Wir haben bereits
gesehen, daß dies für das 13. Jahrhundert gilt. In Freiburg wird 1315 noch einmal
das Wort villa für die Stadt in einer Besitzaufzählung der dortigen Johanniter
gebraucht.73a Da es sich um bei der Burg gelegene Weingüter handelte, könnte allerdings
bereits auch die dortige Gemarkung damit gemeint gewesen sein. Denn das
Wort villa bezeichnete jetzt zwar überwiegend dörfliche Siedlungen, doch konnten
auch Feldmarken damit gemeint sein. Im übrigen heißen spätestens seit dem
14. Jahrhundert Städte in lateinischen Urkunden civitas oder oppidum, in deutschsprachigen
Schriften stat. So spricht das Wort villa tatsächlich dafür, daß die ursprüngliche
Formulierung des Anniversareintrags in einem Villinger Bruchstück bereits
im 13. Jahrhundert geschehen sein könnte.

Eine andere Frage ist es, ob man darin den Rest einer Totengedächtnis-Stiftung
Herzog Bertolds V. oder seiner Erben sehen kann. Dazu wäre zu bemerken, daß die
Zähringer solche Stiftungen im allgemeinen in Klöstern ins Leben gerufen haben.
Doch hat es nachweislich in der durch den gleichen Herzog errichteten Stadt Bern
Totengedächtnisse für den Stadtgründer in mehreren geistlichen Institutionen gegeben
.730 — Ergänzend sei schließlich noch darauf verwiesen, daß die Eintragung
solcher Gedächtnisdaten in Anniversarien keinen historischen Zweck verfolgte.
Vielmehr handelte es sich um kirchlich-amtliche Protokolle mit rechtsverbindlichem
Charakter. Durch sie wurden finanzielle Leistungen belegt und die daraus
erwachsenden kirchlichen Verpflichtungen für das Seelenheil des Stifters festgehalten
. Gerade deshalb ist aber der Quellenwert solcher rechtsverbindlichen Festlegungen
erheblich größer als der chronikalischer Überlieferungen. Es scheint uns daher
durchaus wahrscheinlich, daß der hier zu behandelnde Anniversareintrag in seiner
ursprünglichen Fassung bis in das 13. Jahrhundert zurückgeführt werden kann.

VII.

Es ist nun der weiteren Frage nachzugehen, ob der Nachweis des letzten Zähringers
als Stadtgründer von Villingen mit dem derzeitigen Forschungsstand über die Entwicklung
der „Zähringerstädte" in Übereinstimmung zu bringen ist. Zwar war die
Gründung dieser Stadt schon immer als Werk der Herzöge von Zähringen anerkannt
, aber aufgrund der Notizen aus dem Ende des 16. Jahrhunderts in der sogenannten
Hugschen Chronik, setzte man diesen Vorgang in das Jahr 1119.74 Für ein

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