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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 27
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hohes Alter der Stadt schien auch die Urkunde über die Verleihung des Marktrechts
an einen Grafen Berthold, in dem man sicher mit Recht einen Angehörigen des
Zähringerhauses sieht, durch Otto III. im Jahre 999 zu sprechen.75 Bei dieser handelt
es sich, was oft übersehen wird, um die älteste derartige Verleihung an einen
weltlichen Großen. Denn bis dahin hatten nur geistliche Würdenträger solche Rechte
für ihre Institutionen in Empfang genommen. Während Heyck noch anderer Ansicht
war, herrscht heute Einigkeit darüber, daß der nunmehr hier errichtete Markt
seinen Platz in dem bereits 817 erscheinenden alten Dorf Villingen hatte. Unsicher
konnte also nur der Zeitpunkt der Siedungsverlegung an die jetzige Stelle sein.76 Als
Veranlasser dieser Maßnahme sah man entweder Herzog Bertold III. (1111 — 1122)
oder seinen Bruder Konrad (1111 (?), 1122 — 1152) an.

Gegen diesen Zeitansatz habe ich im allgemeineren Rahmen bereits im Jahre
1964 bei einem aus Anlaß der in Thun veranstalteten Ausstellung „Die Zähringerstädte
" abgehaltenen Kolloquium erhebliche Bedenken erhoben.77 Ausgangspunkt
meiner Überlegungen war, daß das angeblich allen Städten der Herzöge zugrundeliegende
Planschema nicht bereits von Anfang an festgelegt worden sein könne,
sondern daß sich dieses erst im Laufe des 12. und frühen 13. Jahrhunderts entwicklet
habe.77a Bei den frühen Gründungen dieses Fürstenhauses habe es sich vielmehr
im Prinzip noch um Formen der sogenannten Straßenmärkte gehandelt, die in Süddeutschland
relativ häufig anzutreffen gewesen seien. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts
sei es durch Kreuzung zweier Straßenmärkte etwa im rechten Winkel zu
der Form gekommen, die man bis dahin fälschlich als Grundform aller „Zähringerstädte
" angesehen hatte. Um das zu erkennen, dürfe man nicht allein auf das formale
Element einer Kreuzung des Straßenmarktes mit einer meist erheblich schmaleren
Querstraße abheben, sondern man müsse die gleichartige Funktion beider
Hauptachsen ins Auge fassen. Diese gleichartige Funktion sei nicht nur daran zu
erkennen, daß die beiden Hauptachsen nunmehr etwa die gleiche Breite aufgewiesen
hätten, sondern an den auf beiden errichteten Marktbauten. Diese seien aus ursprünglich
nur vorübergehend aufgestellten Marktbuden dadurch entstanden, daß
diese sich zu festen Bauten auf der Mitte der beiden sich rechtwinklig kreuzenden
Hauptachsen entwickelt hätten, wodurch diesem zentralen Achsenkreuz die Bezeichnung
Markt zuteil geworden sei.78

Wenn man diese Kriterien anwende, dann seien von den in zähringischer Zeit
entstandenen Gründungen nur die drei Städte Villingen, Rottweil und Kenzingen in
dem Sinne zu interpretieren, wie es Hamm generell mit allen anderen ebenfalls versucht
hätte. Von diesen drei Anlagen gehöre Kenzingen schon in die Mitte des
13. Jahrhunderts. Infolgedessen könne man davon ausgehen, daß auch Villingen
und Rottweil in relativ späte Zeit anzusetzen seien. In allen drei Fällen handele es
sich im übrigen nicht um Neugründungen aus dem Nichts, denn es seien ihnen
ältere, wahrscheinlich bereits gewerbliche oder sogar merkantile Vorgängersiedlungen
vorausgegangen. Die Neugründungen seien daher im Prinzip Siedlungsverlegungen
gewesen. Meine drei Jahre später 1967 im Druck veröffentlichten kritischen
Feststellungen waren in Thun auf die wohlwollende Zustimmung Hektor Ammanns
gestoßen, des dort anwesenden, damals wohl besten Kenners des Schweizer und
südwestdeutschen Städtewesens der Vergangenheit. Arnold Tschira und Paul

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