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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 33
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0035
IX.

Obwohl nicht alle Probleme gelöst werden konnten, die mit der Gründung der
Stadt Villingen in Zusammenhang erscheinen, dürfte jetzt doch feststehen, daß dieser
Vorgang nicht in die Frühzeit der zähringischen Herrschaft gefallen sein kann.
Vielmehr wird man ihn wenigstens in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, wenn
nicht sogar in die Zeit um 1200 zu setzen haben. Dadurch werden Annahmen bestätigt
, welche von der neueren Forschung bereits vertreten worden sind. Demnach
bilden nämlich die drei Städte Villingen, Rottweil und Kenzingen eine Gruppe für
sich, welche etwa in die Zeit von 1190 bis 1250 gehören wird. Denn das Planschema
, das ihnen zugrundegelegt wurde, unterscheidet sich wesentlich von den davor
liegenden älteren Stadtbauformen, die durch einen einzigen Straßenmarkt bestimmt
worden sind. Erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts kam man offenbar
auf den Gedanken, zwei derartige Marktstraßen etwa im rechten Winkel zu
kreuzen. Wieweit dabei Vorstellungen Vitruvs oder spätantiker Agrimensoren zum
Vorbild genommen wurden, kann hier nicht ausführlicher erörtert werden.102a Es
kann aber davon ausgegangen werden, daß keine ästhetischen Absichten für diese
Planung ausschlaggebend waren, sondern wirtschaftliche Funktionen. So hat sich
in Südwestdeutschland eine besondere Art der Stadt herausgebildet, welche freilich
— außer einigen wenigen nicht unproblematischen Nachahmungen im Süden — im
übrigen Deutschland kaum Nachfolge gefunden hat.103 Dies dürfte zu einem wesentlichen
Teil daran liegen, daß etwa zur gleichen Zeit sich in anderen Bereichen
ein wesentlich anderes Planschema für Städte herausgebildet hat: die Stadt mit
Straßengitternetz und zentralem Vierecksmarkt.104 Wohl kommen in Deutschland
damals noch immer unregelmäßige Stadtanlagen vor, auch haben aus besonderen
Verkehrssituationen erwachsene Dreiecksmärkte manche Stadtformen bestimmt.
Sogar reine Straßenmärkte gaben bis weit nach Ostdeutschland das Gerüst für jüngere
Städte ab.105 Dennoch setzte sich das Schema der fälschlich als „Kolonialstadt"
bezeichneten Anlagen mit Straßengitter vor allem im Neusiedelland östlich der Elbe
durch, während die zähringisch-staufischen Straßenkreuzmärkte kaum mehr Nachfolge
gefunden haben.

Wenn im Mittelpunkt des hier Ausgeführten nur eine einzige — nicht einmal besonders
bedeutsame — Stadt gestanden hat, so ergeben sich aus deren Untersuchung
— vor allem angesichts der Rolle, welche ihr von der bisherigen Forschung
zugewiesen worden ist — doch nicht unwesentliche Folgerungen. Unberührt bleibt
die Vorstellung, nach der die Herzöge von Zähringen seit der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts, wie andere Fürsten der Zeit, mit der Errichtung von Märkten -
nicht Städten — begonnen haben. Dahinter standen zunächst vornehmlich wirtschaftlich
-finanzielle Überlegungen. An erster Stelle wäre hier Freiburg im Breisgau
zu nennen, das wahrscheinlich durch Verlegung einer bereits gewerbliche Züge aufweisenden
Siedlung an die heutige Stelle entstanden sein dürfte.106 Doch war Freiburg
nicht der erste Ort, wo derartiges durchgeführt wurde. Beispielsweise hatte
schon im Jahre 1033 der Bischof von Naumburg die bisher in dem unweit dieser
Stadt in Kleinjena ansässigen Kaufleute an die heutige Stelle umgesiedelt und einen
Markt errichtet.1073 Freiburg entwickelte sich dann — wie viele andere Märkte auch

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