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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 35
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Es zeigt sich also, daß die „Städtepolitik" der Herzöge von Zähringen aus heutiger
Sicht erheblich anders zu beurteilen ist als vor 50 Jahren. Es wäre nun natürlich
zu prüfen, ob ein weiteres angeblich zum Aufbau eines Territorialstaates dienendes
Mittel, nämlich der Bau von verbindenden Straßen zwischen den neu entstehenden
Städten, ebenfalls von den Herzögen zum gleichen Zweck angewandt worden ist.
Dies zu untersuchen ist eine äußerst schwierige Aufgabe, weil in dieser Hinsicht nur
aus Indizien Folgerungen gezogen werden können. Angaben über Straßenbauten
des hohen Mittelalters liegen bekanntlich so gut wie garnicht vor.115b Ferner wäre
natürlich vor allem das Problem des Landesausbaus und damit der Besiedlung des
hohen Schwarzwaldes einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Damit steht
bekanntlich die Rolle der dortigen Klöster in engstem Zusammenhang. Theodor
Mayer und seine Mitarbeiter haben die Bedeutung der Lösung dieser Probleme
natürlich bereits früh erkannt.116 Die schon begonnenen Arbeiten sind aber zu keinem
befriedigenden Abschluß gelangt, weil Mayer nach Marburg ging und dann
der Krieg ausbrach. Bekanntlich hat der Landesausbau lange vor den Zähringern
eingesetzt. Er erfaßte zunächst die Täler und dann die Vorberge. Relativ spät und
wegen der Vorbedingungen unvollständig wurden die Höhen des Gebirges erschlossen
. Es scheint, als ob dies erst im Laufe des 13. Jahrhunderts zu größeren Erfolgen
geführt habe. An Quellen aus späterer Zeit fehlt es nicht, daher müßte versucht
werden, mit Hilfe vorsichtiger Rückschlüsse hier weiterzukommen. Schließlich ist
eine erneute, eingehendere Erforschung der zähringischen Ministerialität, wie schon
Karl Schmid gefordert hat, ein dringendes Desiderat, um das Herrschaftsgebiet der
Herzöge genauer festlegen zu können.117

Erst wenn alles dies geschehen ist, wird ein besseres Urteil darüber möglich sein,
ob und wie der Aufbau eines „Staates der Herzöge von Zähringen" vom heutigen
Forschungsstand her einzuschätzen sein wird. — Was an Theodor Mayers Theorien
der Zeit um 1935 die historische Forschung so besonders beeindruckt hat, war die
von ihm vorgenommene Gegenüberstellung des im übrigen damals schon nicht
mehr neuen Begriffes des Personenverbandsstaates zum territorialen Flächenstaat
.118 Die rechtshistorische Forschung hat bekanntlich damals bereits Einwände
erhoben, die jedoch wenig an die Öffentlichkeit gedrungen sind.119 Lassen wir daher
zunächst die Frage offen, ob es sich bei dem damals Erreichten wirklich um
einen Staat im juristischen Sinne gehandelt haben könnte. Ebenso wichtig ist jedoch
die Klärung des Problems, ob sich der Übergang der einen in die andere Form
in dieser Zeit wirklich so konsequent und logisch vollzogen hat, wie von Mayer angenommen
wurde. Hat doch schon Helmut Maurer gefolgert, daß „das Element
der Flächenstaatlichkeit, ... ganz im Gegensatz zu Theodor Mayers Meinung, der
schwäbischen Herzogszeit der früheren Periode viel eher zu eigen war als das Element
des Personenverbandsstaates."120 Auch dadurch wird erwiesen, wie notwendig
es nach 50 Jahren ist, sich mit diesem gesamten Problemkreis wieder intensiver
zu beschäftigen.120 Wir möchten hoffen, daß die hier durchgeführte Untersuchung
der Entstehung der heutigen Stadt Villingen dieses Desiderat ebenso deutlich werden
lassen hat.

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