Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 112
(PDF, 41 MB)
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Unterscheidungsmerkmale herausarbeiten. Leider enthalten beide Quellen — sowohl
„Häuserbuch" als auch die Inventarlisten — nur Angaben über die eigentlichen
Hausbesitzer. Untermieter oder Mieter werden nicht genannt.

Beschreibung des Stadtbezirks (Eine erste Grobanalyse)

Der zu untersuchende Stadtbezirk umfaßt die Straßenzüge Weber-, Wasser-,
Schiff-, Gauch-, Merian- und Kaiserstraße (bis zu der Hausnummer 50) und Unter-
linden. Die im „Häuserbuch" angegebenen Häusernamen wie zum Beispiel „Zum
Sester", „Zum schwarzen Rebstecken", „Zum Weberladen", „Zum Hobel",
„Zum großen Kelch", „Zum schwarzen Ring", „Zur Scheuer", „Zum Birnbaum",
„Zum Arbeiter", „Zum Schüreisen", „Zur großen Scher", „Zum grünen Glas",
„Zum schönen Stein", „Zum schwarzen Kreuz", „Zum kristallenen Zinken",
„Zum Ochsenkopf", „Zum Saukopf", „Zur roten Kuh", „Zum Schleifstein",
„Zum Reblaub", „Zum roten Ring", „Zum Pflug", „Zum Maulbeerbaum", und
„Zum Rebstock", um nur eine kleine, aber charakteristische Auswahl aufzuführen,
lassen eindeutig auf eine Verbindung zur Landwirtschaft, zum Handwerk der Edelsteinschleiferei
und zum Weinbau erkennen. Im Mittelalter war es in fast allen
Städten üblich, die Häuser durch bestimmte, für den Namen oder den Beruf des
Besitzers charakteristischen bildlichen Darstellungen zu kennzeichnen, da nur ein
geringer Teil der Stadtbewohner lesen konnte. In Freiburg ließ man auf Grund
einer Verordnung des Stadtmagistrats im Jahre 1771 vor dem Durchzug Maria
Antoinettes sämtliche Gebäude der Stadt einheitlich weiß übertünchen und durchnumerieren
. Die vermutlich recht phantasievollen Bilder verschwanden fast völlig
aus dem Stadtbild.

Die auf Grund der Häusernamen für das Mittelalter vorgezeichnete Berufsstruktur
hatte sich bis ins 17. und beginnende 18. Jahrhundert weitgehend erhalten, obwohl
gerade dieser Stadtteil durch die Schleifung der Vorstädte Neuburg, Lehener-
und Prediger-Vorstadt und durch den Bau des Vauban'sehen Festungsringes besonders
stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

In der Zeit zwischen 1650 und 1680 hatten Bohrer und Ballierer (das Edelsteingewerbe
), Hafner, Weber, Bäcker, einige Metzger und Zimmerleute hier Hausbesitz.
Bäcker und Hafner waren vor allem wegen der Brandgefahr für umliegende Gebäude
in dieser Gegend angesiedelt. Ihnen war es nicht erlaubt, in der Innenstadt
ihren Beruf auszuüben. Die Schiffstraße bewohnten fast ausschließlich sehr wohlhabende
Familien, meist Satzbürger, Professoren u. a. In den ersten 30 Jahren des
18. Jahrhunderts findet sich diese Berufsstruktur nur noch weniger ausgeprägt, eine
Entwicklung, die im Zusammenhang des Untergangs bzw. des Rückgangs des Edelsteingewerbes
stand. In diesem Zeitraum sind Roggen- und Weißbäcker in diesem
Stadtteil immer noch sehr häufig vertreten.

Das Edelsteingewerbe ist Ende des 18. Jahrhundert fast völlig verschwunden.
Vereinzelt finden sich noch einige Bohrer als Hausbesitzer. Ihre Zahl ist jedoch im
Vergleich zu vorangegangenen Zeiten ziemlich niedrig. Dagegen bewohnt nun eine
Vielzahl anderer Berufsgruppen wie Schuhmacher, Schneider, Barbiere, Maler,
Fuhrleute, Gärtner, Hafner, einige Verwaltungsangehörige, Tanzmeister, ein

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