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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 114
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sagen, denn beide Städte besaßen seit 1601 ein Privileg Rudolfs II. für den Bezug
von böhmischen Rohgranaten. Die Edelsteinschleiferei bestand aus zwei Arbeitsgängen
, dem Schleifen einerseits und dem Durchbohren und Polieren andererseits.
Das Schleifen führten die sogenannten Ballierer in den Schleifmühlen durch. Die
Mehrzahl der Schleifen, die meist mit vier Schleifsteinen bestückt waren, lag am
oberen Ende des Gewerbekanals unterhalb des Schloßberges in der Nähe des Wirtshauses
„Zum Stahl". Vereinzelt konnten auch Schleifmühlen im unteren Teil des
Gewerbekanals im Stühlinger und in der Neuburg nachgewiesen werden. Charakteristisch
für dieses Gewerbe war die Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz, d. h.
die Balliererfamilien wohnten nicht in der Nähe ihrer Schleifmühlen.

Den Bohrern genügte im Unterschied zu den Ballierern ein Bohrtisch, der auch in
einem kleineren Raum Platz fand. Sie waren also nicht an den Standort gebunden.
Für das Durchbohren der Steine benötigten die Bohrer teure Diamanten, die sie
oftmals nicht bezahlen konnten und die häufig als Passivschulden in den Inventa-
ren auftauchen.

Das Polieren der Steine führten sogenannte Balliermägde durch, vielfach Töchter
oder nähere Verwandte des Meisters. Das Gewerbe der Edelsteinschleiferei hatte
unter der wechselvollen Geschichte besonders stark zu leiden.

Während des 30jährigen Krieges, des Abbruchs der Vorstädte, des französischen
Festungsbaus, der Besatzung in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts und
schließlich der Zerstörung des Festungsringes im Jahre 1744 verschwanden die meisten
Schleifen und mit ihnen zahlreiche Handwerker, die entweder so weit möglich
auf andere Berufe auswichen oder nach Waldkirch zogen, da diese vorderösterreichisch
gebliebene Stadt nunmehr stärker gefördert wurde.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnten Hilfsmaßnahmen, die von
obrigkeitlicher Seite durchgeführt wurden, nur ein kurzfristiges Wiederaufblühen
des Gewerbes bewirken. In der Armenordnung Josefs II. aus dem Jahre 1781 werden
beide Berufsgruppen, Ballierer und Bohrer, als besonders unterstützungswürdig
erwähnt. Schließlich hat auch ein verändertes Modebewußtsein zum völligen
Verschwinden der Edelsteinschleiferei seinen Teil beigetragen.

Im Jahre 1773, in dem das folgende Inventar aufgestellt worden war, war das
Gewerbe schon im Untergang begriffen. Inventar der Frau Catharina Gladin seel.
und des verstorbenen Alexander Mayers seel., zünftiger Granatenballierer, aufgestellt
am 27. Oktober 1773:4

Ahn ligenden Güetteren

Erstiichen ein Hauss, Hof, Gesäss undt Hinterhauss in der Webergassen gelegen, nebst hinten daran
über den Rampartweg befindlichen Fortificationsgärtle, stost einseiths ahn Joseph Krämer den Hafner,
anderseiths ahn Johann Baptist Schneckhenburger den Löwenwirth, hinten über den Rampartweg ahn
alten Stattgraben, vornen auf die Allmendtgassen, ledig, eigen ausser 100 Gulden Capl. in Gutleuthof,
dan 1 Xer (= Kreutzer) Herrschaftsrecht undt 8 Xer Bodenzüns von dem Fortificationsgärtle löbl. ge
meinen Gueth, ab dem Häussle verkhauft pr. 524 Gulden

Item ein halbe Ballierschleiffe, sambt einem gantzen Balliertisch im Stühlinger gelegen, stost einseiths
ahn Johann Georg Ehrstein undt Michael Keller, anderseiths ahn Jacob Schlatterer den Gemeindter,
oben ahn Herrn Zunftmeister Bartholome Horber, unten ahn Eschholtzer Runtzbach, ledig, eigen, aus
ser 125 Gulden Capl. in die dahiessige arme Pflege, dan jährlich 6 Gulden 15 Xer Bodenzüns löbl. ge
mainen Gueth, ab dem Häussle verkhaufft pr. 250 Gulden.

Latus et Summa 774 Gulden

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