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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 141
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0143
gekommen sein mag. Die hauptsächlich als Urkunden über Grundstücksbesitzverhältnisse
vorliegenden Rennweg-Quellen können mit ihrem Zufallscharakter keinen
Aufschluß über Herkunft und Wesen der Rennwege geben. Das eventuell vorhanden
gewesene Wissen oder Ahnen über die Rennwege ging allenfalls als etwas Selbstverständliches
unausgesprochen in die Urkunden mit ein. Es bestand aber allem Anschein
nach ein Sachzusammenhang zwischen den antemuralen Rennwegen und
dem Reitwesen, wie im folgenden mit einigen Beispielen belegt werden soll.

Das 14. große Turnier des deutschen Adels, das angeblich im Jahre 1235 zu
Würzburg veranstaltet worden ist, soll — einer nicht gesicherten Überlieferung zufolge
— auf dem Rennweg ausgetragen worden sein. Besser bezeugt ist, daß 1127
vor den Mauern Würzburgs das erste auf deutschem Boden überlieferte Turnier
stattgefunden hat. Von den stadttopographischen Gegebenheiten her könnte
als Austragungsort auch für dieses Turnier der Rennweg durchaus in Betracht kommen
. Im Jahre 1615 hielten auf dem Würzburger Rennweg die jüngeren Mitglieder
des hohen Domkapitels und der mit ihnen verwandte Adel des Hochstifts ein großes
Panier- und Ringelrennen ab.11 Ebenso werden für den antemural gelegenen
Rennweg von Meran wie auch noch für andere antemurale Rennwege Turniere
überliefert. Auf der Volckmerschen Stadtansicht von München aus dem Jahre 1613
(Abb. 3) ist dargestellt, wie auf einem Feld vor der Stadtmauer, das ausdrücklich
als „Renweg" bezeichnet ist, zwei Reiter um die Wette reiten, wobei hinter einer
Schranke einige Zuschauer zu Pferd und zu Fuß den Verlauf des Rennens verfolgen
. Auf eine einschlägige Memminger Darstellung wird gleich noch näher eingegangen
werden. In Nördlingen schließlich findet bis heute alljährlich auf der „Kaiserwiese
", in deren Nähe der nur noch urkundlich bezeugte Nördlinger Rennweg zu
suchen ist, das „Scharlachrennen" statt.

Da sich aber solche öffentlichen Reit-Veranstaltungen nur auf einige wenige Tage
des Jahres erstreckt haben dürften, müssen diese antemuralen Rennwege in der
übrigen Zeit des Jahres wohl noch für eine andere Verwendung bestimmt gewesen
sein. — Auf einem 1650 entstandenen Stadtplan von Memmingen26 sieht man, wie
am Rennweg vor der Stadtmauer drei Reiter mit unterschiedlicher Gangart einher-
reiten, während sonst nirgends auf dieser Stadtansicht mehrere Reiter beisammen
dargestellt sind. Man wird in diesem Umstand doch wohl die Absicht des Planfertigers
erkennen können, daß er diese Stelle als einen Platz kennzeichnen wollte, auf
dem Pferde zugeritten wurden, und dies ist vermutlich auch der Hauptverwendungszweck
der antemuralen Rennwege gewesen. Als einfache Wege wird man sie
sich dabei nicht in jedem Fall vorzustellen haben, sondern da und dort auch als ein
Stück Feld in Art eines Reitplatzes, wie das auf dem Münchener Kupferstich von
1613 (Abb. 2) deutlich und anschaulich zu sehen ist. Diese Annahme wird auch gestützt
durch den in Basel nachgewiesenen Flurnamen „Rennfeld", der dort anscheinend
anstelle des Namens „Rennweg" in Gebrauch war.12

Eine Variante der bisher beschriebenen antemuralen Rennwege bieten einige
Rennwege, die in der Nähe mittelalterlicher Burgen zu finden sind und jeweils am
Hang des Burgbergs entlanglaufen, so am Hohentwiel, bei Schloß Baldern am
Nördlinger Ries und bei Burg Hohbarr im Unterelsaß. Hier liegt die Vermutung
eines Zusammenhangs mit dem Bedarf der Burg an Reitpferden sehr nahe.

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