Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 146
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0148
und ungefähr an der heutigen Kreuzung der Habsburgerstraße mit der Johanniter-
straße gestanden hat,30 betrug etwa 500 m, und von der Mauer der Altstadt war der
Rennweg etwa 1170 m entfernt. Der Münchener Rennweg lag etwa 1000 m vor der
Mauer. Innerhalb dieser Größenordnung finden sich auch sonst die antemuralen
Abstände der Rennwege. Man wird darum den Freiburger Renn weg dem antemuralen
Rennweg-Typ zuordnen können, auch wenn für ihn weder Pferdezucht noch
Ritterturniere, Reiterspiele oder Volksfeste ausdrücklich überliefert sind; denn hierüber
liegen auch für andere Städte mit antemuralen Rennwegen nur in einigen
wenigen, zum Teil oben angeführten Fällen gesicherte Nachrichten vor.

Bezüglich der Frage der Entstehungszeit des Freiburger Rennwegs muß man diesen
, wenn schon topographisch, dann auch chronologisch mit der Stadtmauer in
Beziehung setzen, und so wird man als das früheste mögliche Datum für die Entstehung
des Rennwegs den Zeitpunkt der Errichtung der Stadtmauer ansehen können.
Während die Stadtmauer der Altstadt erstmals 1220 erwähnt wurde, was freilich
nichts Sicheres über ihr Alter aussagt, ist der Mauerbau für die Neuburger Vorstadt
auf jeden Fall später anzusetzen, vielleicht zwischen 1230 und 1240.31 Von der Entfernung
zwischen Rennweg und Stadtmauer gesehen, könnte der Freiburger Rennweg
sowohl vor der Mauer der Vorstadt Neuburg wie vor der Mauer der Altstadt
entstanden sein. Im Jahre 1324 stellte er stadttopographisch eine bekannte, geläufige
Ortsangabe dar, die sich zur urkundlichen Umschreibung einer Besitzgrenze
und damit zur rechtlich gültigen Besitzsicherung eignete. So wird man die Entstehung
des Freiburger Rennwegs wenigstens in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts
datieren können, einen Zeitabschnitt, in welchem in anderen Städten wie in Zürich
(1221) und Würzburg (1235) Rennwege bereits seit längerem bestanden haben.

Ein „Rennweg" findet sich auch, wie schon erwähnt, südlich von Freiburg, auf
der Gemarkung Ebringen. Auf diesen dürfte der in dem Günterstaler Berain32 von
1344 unter den Eintragungen für die Nachbargemeinde Wolfenweiler aufgeführte
Rennweg(e) zu beziehen sein, nachdem auf Gemarkung Wolfenweiler selbst ein
„Rennweg" nicht hat nachgewiesen werden können.

Der Ebringer Rennweg zeigt aber nicht die Kriterien eines antemuralen Rennwegs
, sondern ist am ehesten einem dritten Typ von Rennwegen zuzurechnen,
die auch sonst in der Oberrheinischen Tiefebene und an den angrenzenden Hängen
des Schwarzwaldes und der Vogesen zwischen Straßburg und Basel anzutreffen
sind33 und die eine Zweckbestimmung im Rahmen der ländlichen Pferdezucht annehmen
lassen. Etwas derartiges ist belegt in dem Buch über die „Rossarzney" von
Seuter aus dem Jahr 1599, wo es heißt: desz vierdten tags setz einen knaben auff
das pferdt ein stund vor tags und reit jme auff den rennweg hinausz und lasz es mit
andern pferden wol herein lauffen.M

Der Rennweg von Ebringen rührt aber noch an ein viel diskutiertes etymologisches
Problem, an die Frage, woher die Bezeichnungen „Rennweg", „Rennsteig",
„Rennstieg" eigentlich stammen. Die eine, frühere und noch immer verbreitete Ansicht
leitet „Rennweg" von „Rainweg" ab und sieht in den Rennwegen alte oder
sogar uralte Grenzwege. Auch das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm
Grimm vertritt 1893 für den „Rennsteig" diese Auffassung. Ihr ist zu Ende des
Jahrhunderts L. Hertel mit wohlbegründeten sprachlichen Argumenten entgegen-

146


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0148