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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 147
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0149
getreten, ohne daß aber die alte Erklärung der Rennwege als Grenzwege dadurch
endgültig zu Fall gekommen wäre. Noch in der Brockhaus-Enzyklopädie wird 1972
an der Grenzweg-Deutung festgehalten. Und tatsächlich gibt es Beispiele dafür,
daß Rennwege eine Grenzweg-Position einnehmen.

Schon in den beiden ältesten urkundlichen Rennweg-Zeugnissen, den Grenzbeschreibungen
der Kirchspiele Großenlüder (1. Viert, des 9. Jahrhunderts)9 und Salmünster
(um 890)8 wird jeweils ein (Kamm-)Rennweg als grenzbildender Abschnitt
aufgeführt. Die durch den Rennweg von Oberliezheim auf einem langgestreckten
Höhenrücken markierte Grenze zwischen den ehemaligen Fürstentümern Öttingen-
Wallerstein und Pfalz-Neuburg an der Donau ist heute noch eindrucksvoll. Daß
aber gerade die alten Kamm-Rennwege nicht selten auch Grenzwege (- Rainwege)
waren, läßt sich wohl leicht damit erklären, daß kammartige Höhenzüge von jeher
auf natürliche Weise die Grenzführung beeinflußt haben. In Eßlingen wurde der
dort überlieferte Renn weg von der älteren stadtent wicklungsgeschichtlichen Forschung
als wichtiger frühmittelalterlicher Grenzbeleg in Anspruch genommen, während
in jüngster Zeit die damaligen Argumente allerdings wieder in Frage gestellt
wurden (Abb. 5).35

An dem Ebringer Rennweg ist auffallend, daß er ziemlich nahe und zum Teil fast
parallel zur Gemarkungsgrenze zwischen Ebringen und Wolfenweiler verläuft. Und
was den Rennweg von Freiburg-Herdern betrifft, so wurde auch hier die Vermutung
geäußert, daß er eine alte Grenze darstelle, diejenige zwischen einem Reichslehen
Zähringen und einem evtl. Allod friburg; doch ist dies eine Frage, der in der
vorliegenden Arbeit nicht weiter nachgegangen werden kann.

Die vorherrschende Meinung ist heute aber die etymologische Herleitung von
„rennen" = rasch einem Ziel zustreben.36 Jedoch auch sie liefert keine eindeutige
Antwort auf die Frage, wofür die Rennwege ursprünglich, und das heißt, wofür die
Kamm- Rennwege eigentlich bestimmt waren.

Schließlich war vom Sprachlichen her noch ein Sachzusammenhang zwischen den
„Rennwegen" einerseits und den „Rennfeuern" des Hüttenwesens andererseits zu
erwägen, nachdem es hier, auch für Freiburg (durch vorgeschichtliche Schlackenfunde
in der Rheinebene westlich von Freiburg bzw. durch den Bergbau in Herdern
) gewisse geographisch-topographische Berührungspunkte zu geben scheint,
ein Zusammenhang in dem Sinn, daß „Rennwege" Zulieferwege für Erz und Holzkohle
zu den damaligen Schmelzöfen, den sogenannten Rennfeuern, gewesen sein
sollen. Gegen eine solche Annahme spricht aber allein schon die große zeitliche
Kluft zwischen dem frühen ersten urkundlichen Nachweis des Namens „Rennweg",
nämlich im 9. Jahrhundert, und dem späten Auftauchen der Termini „Rennfeuer",
auch „Rennofen", „Rennherd", „Rennwerk", die erst für das Ende des 16. Jahrhunderts
bezeugt sind.37 Zudem konnten diese technischen Ausdrücke erst entstehen
, nachdem seit dem 14. Jahrhundert neue Verhüttungstechniken aufgekommen
waren, die unterscheidende Bezeichnungen für die verschiedenen metallurgischen
Verfahren erforderlich machten.

Eher wäre an die Möglichkeit zu denken, daß die Bezeichnung „Rennfeuer", die
1576 für Königsbronn in Württemberg bezeugt ist und die 1557 in Sachsen dem
bergbaukundigen Arzt Georg Agricola anscheinend noch gar nicht bekannt war, in

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