Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 149
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S ü d deutschland aufgekommen ist. Dabei mag aus dem „Rinnfeuer", wie diese
Art von Schmelzöfen technologisch beschrieben werden kann, unter dem Einfluß
des süddeutschen mundartlichen Einschlags der phonetisch kraftvollere Ausdruck
„Rennfeuer" entstanden sein.38 Oder sollten bei diesem Vorgang, freilich im kaum
durchschaubaren sprachgeschichtlichen Hintergrund, gar noch die alten, vielleicht
als geheimnisvoll empfundenen Kamm-Rennwege mit Pate gestanden haben?

In der vorliegenden Darstellung wurde die von ihrem Namen her schlichte Freiburger
Vorstadtstraße „Rennweg" aus ihrer Unscheinbarkeit herausgehoben und in
den stadtgeschichtlichen Zusammenhang und Rang eines Rennwegs vom „antemuralen
" Typ gerückt. Dabei wurde die Vermutung geäußert, daß zwischen den antemuralen
Rennwegen des Hoch- und Spätmittelalters und den Kamm-Rennwegen,
die ihrerseits eine lange, bis über das 9. Jahrhundert hinaus zurückreichende Überlieferung
haben, eine nicht bloß sprachgeschichtliche Beziehung und Verbindung
besteht.

Die Frage der ursprünglichen Zweckbestimmung der Rennwege blieb dabei
offen. Angesichts der bemerkenswerten Dauerhaftigkeit und Beharrlichkeit der
Rennweg-Tradition wie überhaupt ihrer ganzen rätselhaften39 Vergangenheit, soll
aber zum Schluß doch noch hypothetisch festgestellt werden, daß die frühen
Kamm-Rennwege wohl kaum als gewöhnliche zweckbezogene Einrichtungen des
alltäglichen profanen Lebens angesehen werden können; daß vielmehr allem Anschein
nach vermutet werden muß, daß sie zu einem herausgehobenen Zweck bestimmt
waren — und das heißt, daß sie kultisch-rituellen Ursprungs gewesen sind.
Bei einer solchen Annahme könnte aber die zeitliche Entstehung der Rennwege
schwerlich anders als bis in die vorchristliche Ära zurück datiert werden. Dies wiederum
würde bedeuten, daß die alten Kamm-Rennwege eigentlich nur auf keltischem
Siedlungsboden aufgekommen sein könnten, vielleicht im Rahmen eine
Fruchtbarkeitsritus oder eines Totenkultes ...

Diese Erwägungen über die Herkunft der Rennwege finden eine gewisse Stütze
im geographischen Verteilungsbild der Kamm- Rennwege, da dieses in auffallender
Weise mit dem keltischen Siedlungsgebiet Mittel- und Süddeutschlands zur
Deckung gebracht werden kann. Im Teutoburger Wald gibt es einen Kamm-Weg
von sehr ausgeprägter Art: Dieser heißt aber nicht „Rennweg", sondern „Kammweg
", was möglicherweise damit zusammenhängt, daß im Teutoburger Wald nie
Kelten gesiedelt haben. Jacques Moreau, ein namhafter Keltenforscher, hat 1958
die Ansicht geäußert, daß „der Rennstieg ... auf den Höhen des Thüringer Waldes
... und das Rhöngebirge ... vielleicht nichts anderes (sind) als keltisch raino =
Hügel".40 Ganz im gleichen Sinne wird im Deutsch-Keltischen Wörterbuch von
1872 der Name „Rennstieg" nicht vom deutschen „rennen", sondern vom keltischen
„rann", „rinn", „roin" = Berg hergeleitet, während „stuic" erhöhter Weg
bedeute, Rennstieg also „Bergweg" heiße.41 Wer weiß es?

Damit ist die Betrachtung des Freiburger Rennwegs im Dunkel der Frühgeschichte
angelangt. Aber gerade in diesem vielleicht nicht mehr weiter Erhellbaren ihrer
Herkunft liegt der besondere Reiz der Beschäftigung mit den Rennwegen.

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