Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 161
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0163
spiegeln die höhere Lebenserwartung: Von den zwanzig lebendgeborenen Kindern
der drei erwähnten Frauen sind „nur" zwei als Säugling bzw. Kleinkind — gestorben
. Eine Auswertung auch der anderen Akten gibt folgenden Befund (Tab. 1).

Tab. L Sterbealter der in den Mutter kr euzakten verzeichneten Kinder

Lebendgeborene Kinder insgesamt 880

davon gestorben im Alter von weniger als 1 Jahr (Säugling) 75

1 bis 5 Jahren (Kleinkind) 33

5 bis 15 Jahren 10

15 bis 25 Jahren 23

25 Jahre und mehr 22

Bis weit ins 19. Jahrhundert hatte Europa eine hohe Kindersterblichkeit gekannt.
Einen Wandel hatte auch hier die „Modernisierung" bewirkt.19 Die Menschen
konnten sich, verglichen mit früheren Zeiten, gesünder und regelmäßiger ernähren
— dank der erfolgreichen Bekämpfung von Viehseuchen und Pflanzenkrankheiten,
der Züchtung ertragsstärkerer Arten, des Anbaus zusätzlicher Hackfrüchte, des
Ausbaus der Verkehrswege sowie einer gezielten Tarifpolitik (auch Massengüter
wie Brotgetreide und Kartoffeln ließen sich nun billig über große Entfernungen
transportieren, z. B. in Gebiete mit regionaler Mißernte). Die Sozialversicherung erlaubte
dem Kranken, bezahlten Urlaub zu nehmen und seine Krankheit auszuheilen
, so daß er anschließend als Ernährer der Familie wieder erwerbsfähig war.
Ärzte, vor allem Hebammen, wurden besser ausgebildet und überwacht. Die Behörden
achteten auf ein Minimum an Körperpflege bei Kindern und jungen Männern
(in der Volksschule bzw. beim Militär), sie stellten höhere Anforderungen hinsichtlich
der öffentlichen Hygiene (z. B. beim Bau von Trinkwasserbrunnen, bei der
Beseitigung von Schmutz und Abwässern). Dank der obligatorischen Volksschule
konnten weit mehr Menschen als früher lesen; sie waren damit ansprechbar für die
Vorteile einer im weitesten Sinne gesunden Lebensführung. Insgeamt entsprachen
viele der seit den 1870er, 1880er Jahren ergriffenen Maßnahmen dem Grundsatz
,Vorbeugen ist besser als Heilen'.

Größere Lebenserwartung

Bedingt durch vielfältige Belastungen — Schwangerschaften, Sorge für Haushalt
und Kinder, schwere Arbeit in Feld und Stall — hatten Frauen seit Menschengedenken
eine geringere Lebenserwartung als Männer gehabt; in Mitteleuropa hat sich
seit Anfang des Jahrhunderts die geschlechtsspezifische Sterblichkeit umgekehrt: In
der Bundesrepublik Deutschland hatten 1980/82 bei der Geburt Frauen eine
Lebenserwartung von 76,85, Männer dagegen von nur 70,18 Jahren.20 Derzeit werden
Frauen hierzulande also fast sieben Jahre älter als Männer — trotz häufiger
Doppelbelastung in Familie und Beruf! Auffällig ist, daß in Teningen unter den im
Jahr 1939 geehrten Frauen jede vierte ihren Mann überlebt hatte.

Die soziale Ungleichheit vor Krankheit und Tod spiegelt sich seinerzeit in der
unterschiedlich hohen Kindersterblichkeit. War es oft schon für einen Landwirt

161


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0163