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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 234
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0236
Schiffstr. 7, und F. Thiele annehmen, hat schon F. Hefele in Frage gestellt.10

Diesen Besitzverhältnissen entspricht, daß bereits in der Urkunde von 1506 Jakob
Villinger als Angrenzer des Hauses von Hans Bollner, Tuchscherer, genannt
wird.11 Er dürfte es aus der Erbschaftsmasse übernommen haben, und der in der
gleichen Urkunde genannte Ludwig Villinger könnte sein Bruder sein.

Es liegt nun nahe, daß der angesehene und allseits geschätzte kaiserliche Rat und
Generalschatzmeister Kaiser Maximilians I., Jakob Villinger12, aus den drei Gebäuden
ansehnliche Wohnungen errichten läßt, in die er jederzeit selbst Kaiser aufnehmen
konnte. So errichtet er zwischen 1514 und 1516 nach Genehmigung durch den
Rat an der Stelle „niedergefallener Häuser" das bewundernswerte Stadtpalais im
Stile ausklingender Gotik an der Franziskanerstraße.13

Der sicher Aufsehen erregende Neubau hat — aus welchen Gründen auch immer
— den Namen „zum Walfisch" erhalten, wie er sich im Herrschaftsrechtsbuch von
1565 findet.14

Der spätgotische Erker, von allen Stadtbesuchern bewundert, ist aus gelbem
Sandstein aus den Pfaffenweiler Steinbrüchen, was derzeit die rote Farbe verdeckt.

Das eingehauene Datum 1516 und die Auswahl des Materials erweisen nach Ansicht
von C. A. Meckel15, daß er von den Meistern Hans von Hall und Hermann
Neuhäuser stammt. Diese Münsterbaumeister sind für ihre Vorliebe für das Pfaffenweiler
Material, das sich scharf und tief profilieren läßt, auch vom Chorstrebewerk
des Münsters bekannt.

Beibehalten wurde bei diesem Neu- und Umbau die unterschiedliche Fenstergestaltung
des östlichen Hausteiles, wohl des Hauses „zum Blattfuß".

Da Jakob Villinger oft in Diensten unterwegs war, konnte er eine Wohnung in
dem sicher wohlausgestatteten Haus an den vor dem Bildersturm in Basel 1529
nach Freiburg geflohenen Erasmus von Rotterdam vermieten. Eine Gedenktafel am
Gebäude der Sparkasse erinnert an den Aufenthalt des weltberühmten Humanisten
, der sich übrigens 1531 das Haus „zum Kinde Jesu", Schiffstr. 7, kaufte. Noch
im Jahre der Vermietung ist Jakob Villinger gestorben.

Desiderius Erasmus von Rotterdam galt als nicht einfach; seine „Mißhelligkeiten
" mit dem Mieter des Erdgeschosses, dem Münsterprediger und Doktor der
Rechte Othmar Lucinius, richtig Nachtigall, und seine Enttäuschung über Mietforderungen
sind uns überliefert.16

Nach dem Tode Jakob Villingers, der sich auch im Holzhandel betätigte, verkauften
seine Witwe Ursula und ihr zweiter Mann Johann Loeble, Schatzmeister
König Ferdinands, das Haus „zum Walfisch" 1536 an die Stadt Kolmar.17

Das Freiburger Spital scheint das Anwesen „zum Hermelin" oder einen Teil davon
eigentümlich behalten oder zinspflichtig belastet zu haben. In einem Zinsbuch
des Spitals sollen für 1537 „die von Kolmar" als Zinspflichtige genannt sein, was
Vorstehendem entspräche.18

Das Haus „zum Walfisch" hatte 1542 die Stadt Kolmar an den Rufacher Obervogt
, später kaiserlicher Rat und Magdeburger Domprobst Wilhelm Böcklin von
Böcklinsau abgetreten19, der 1556 aus Dankbarkeit von der Stadt einen „springenden
Brunnen" in dem Anwesen erhielt.20

Das westlich gelegene Haus „zum Gilgen" blieb bis 1571 in der Hand einer

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