Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 266
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0268
Staatsmann der Fürstabtei, einen Bündnisvertrag mit Wien geschlossen hatte. Seither
waren die Interessen und der Heiratskreis des Geschlechts zunehmend auch auf
den Lebensraum des oberrheinischen Adels ausgerichtet. Fidels Enkel Johann Viktor
erwarb 1757 für 32 000 Fl. die Herrschaft Blidegg, ein Lehen des Hochstifts
Konstanz, und wurde so Mitglied des thurgauischen Gerichtsherrenstandes als Inhaber
der niederen Gerichtsbarkeit. Fünf seiner Töchter traten in deutsche und el-
sässische Stifter ein, drei seiner Söhne wurden Kapitulare und Ordensritter, Cöle-
stin war Major in einem französischen Schweizerregiment, und der Erbe von Blidegg
, Josef Fidel Anton, wurde Brigadier in einem spanischen Schweizerregiment.
Die Revolution veränderte in kurzer Zeit die Lebensumstände dieser Generation.
Die elsässischen Stiftsdamen emigrierten, die deutschen Stifter und Kapitel wurden
bald darauf ebenso aufgelöst wie die Fremdenregimenter in Frankreich und Spanien
. Auch im Thurgau kam es zu einem Umsturz. Die Gerichtsherren behielten
zwar ihr Eigentum, mußten aber auf ihre Privilegien verzichten. Josef Fidel Anton
verließ das Land und starb bald darauf am 2. Januar 1799 in Friedingen. Aus seiner
Ehe mit der 1783 gestorbenen Freiin Franziska Antonia von Pfirt-Blumberg überlebten
nur zwei Töchter, Walburga und Caroline.

Die Wahl Freiburgs als Zufluchtsort für die beiden Waisen war naheliegend. Ihre
Tante Franziska war seit 1770 Äbtissin von Günterstal; zwei andere Schwestern
ihres Vaters, Stiftsdamen von Schänis und Massmünster, sowie ein Onkel Johann
Baptist, Kapitular von Murbach, hatten sich hier niedergelassen, und 1802 erwarb
ihr Onkel Cölestin ein Haus in der Herrenstraße.

Auch für die oberelsässischen Pfirt-Blumberg, die Familie von Carolines Mutter,
war Freiburg zum Refugium geworden, nachdem ihr Besitz Blumberg/Florimont
im heutigen Territoire de Beifort enteignet worden war. Ihre Tante Susanna Xave-
ria, die letzte Äbtissin von Massmünster, bildete hier den Mittelpunkt für die emigrierten
Stiftsdamen; zwei ihrer Schwestern, ebenfalls früher Stiftsdamen im Elsaß,
waren ihr nach Freiburg gefolgt. Ihr Bruder Johann Jacob, Bailli des Malteserordens
, war einer der führenden Männer im nahen Heitersheim und kaufte für die
Witwe seines Bruders das Haus zum Rappen in der Salzstraße. Für die Familie Pfirt
kam noch erleichternd dazu, daß die ihr nah verwandten Vettern aus der Linie
Pfirt-Carspach seit 150 Jahren auch im Breisgau ansässig waren. Der Bruder von
Carolines Großmutter, der Freiherr Franz Anton von Pfirt-Carspach veranlaßte als
Präsident der Breisgauer Ritterschaft, daß seine linksrheinischen Verwandten trotz
Widerstrebens der Regierung eine Aufenthaltsgenehmigung erhielten, da früher der
Adel des Breisgaus und des Oberelsaß zusammen den vorderösterreichischen Ritterstand
gebildet hätten.

Für die Söhne seines verstorbenen Bruders sorgte der Bailli Pfirt-Blumberg. Seinen
1773 in Florimont geborenen Neffen Albert brachte er beim bayerischen Militär
unter. Er arrangierte auch 1810 seine Heirat mit der vermögenden Caroline
Thum und hinterließ ihm 1820 ein beträchtliches Kapital. Das kinderlose Ehepaar
lebte nun abwechselnd auf einem Gut am Schlierberg und in der Franziskanerstraße
, wo auch die heimatlos gewordenen Tanten Unterkunft gefunden hatten. Da
die Familien beider Ehegatten dem Aussterben nahe waren, lag der Gedanke an
eine Stiftung nicht fern.

266


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0268