Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 278
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Lagerhalle wiederfinden, die hier bestanden hatte, obwohl es sich bei diesem Kassensaal
in Wahrheit um das eigenständigste und originellste Element des Baukomplexes
handelt.

* * *

Abgesehen von dem Einwand, daß es aus denkmalpflegerischer Sicht grundsätzlich
fragwürdig ist, einen zusammenhängenden, gestalterisch qualitätvollen und gut
erhaltenen Zustand eines Gebäudes — in diesem Fall die Barockfassung des Hauses
— zugunsten einer teilhypothetischen und letztlich inkonsequenten Rekonstruktion
eines Vor-Zustandes zu opfern, muß man feststellen, daß der von den beiden
Meckels erstellte Baukomplex in seiner Gesamtheit nicht nur ein gestalterisch hochrangiges
Objekt war (und auch in seiner heute reduzierten Form noch ist), sondern
auch eine sehr respektable denkmalpflegerische Tat. Selbst heute noch wäre mancher
Denkmalpfleger froh, wenn mit bedeutender historischer Bausubstanz so umgegangen
würde. Daß es gerade in diesen Jahren um 1900 auch anders gehen konnte
, wird nicht alleine schon dadurch belegt, daß die Stadt Freiburg es überhaupt für
notwendig hielt, bedeutende Objekte zu deren Schutz zu erwerben. Man braucht
nur das etwa gleichzeitige Schicksal der Vorgängerbauten der damals benachbarten
Gewerbebank zu betrachten, die kurzerhand als „für die Zwecke der Bank unbrauchbar
"33 erklärt und undokumentiert abgebrochen wurden.

Dieses denkmal- und geschichtsfreundliche Klima in der Freiburger Stadtverwaltung
hängt mit einer gezielten städtischen Politik zusammen, die sich mit dem Namen
des Oberbürgermeisters Otto Winterer34 verbindet. Unter seiner Ägide in dem
Vierteljahrhundert zwischen 1888 und 1913 wurde — fußend auf der Erkenntnis,
daß Freiburg nicht auf der Basis bestehender oder anzusiedelnder Industrie würde
existieren können35 — der Hauptakzent der Stadtentwicklung auf die Steigerung
der Anziehungskraft auf wohlhabende Neubürger aus dem Norden gelegt. Dazu
bedurfte es unter anderem eines weitgefächerten Kulturangebotes zur Steigerung
dessen, was man heute „Freizeitwert" nennen würde, aber eben auch stadtgestalterischer
Reize. Die Pflege des Bächle-Netzes, die Neuerrichtung von Brunnen, die
Mosaikpflasterung der Gehwege, und eben auch die ursprünglich gegen starken
Widerstand durchgesetzte Erhaltung und Pflege historischer Bauten wie etwa
Martins- und Schwabentor sind die Auswirkungen dieser Politik, die ihre Verbindlichkeit
bis heute nicht eingebüßt hat. Maßnahmen, wie die am Haus „Zum Walfisch
" dokumentieren, daß es dabei über die ästhetisch-oberflächliche Bedeutung
von historischen Bauten hinaus (die man in dieser Zeit ja auch durch historistische
Architektur hätte imitieren können) zumindest unter Winterer und jedenfalls bei
mittelalterlichen Bauten36 auch um die Erhaltung historischer Originalsubstanz als
Geschichtsträger ging.37

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