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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 300
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0302
Aus den Akten des „Freiburger Diözesanarchivs" geht klar hervor, daß bald auch
schon über die Restaurierung der Fenster nachgedacht wurde; sie wurde 1907 begonnen
und ab 1908 stand fest, daß Fritz Geiges eine „durchgehende Restaurierung
" der Fenster durchführen sollte. So ergänzte Geiges 1908 z.B. das 1320 von
der Bäckerzunft gestiftete Fenster. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde 1915
der Auftrag zur „Wiederherstellung" der Münsterfenster wiederholt. In der Sitzung
des Münsterbauvereins vom 9. Februar 1917 wurde Geiges beauftragt, die Originalfenster
herauszunehmen und die Glasgemälde vor der Fliegergefahr in Schutz
zu bringen. Fritz Geiges sah die außergewöhnliche Verantwortung, wie der Brief
vom 24. April 1917 an das Dompfarramt verdeutlicht,13 in dem er die Abnahme
und Sicherung aller Fenster durch das Pfarramt empfahl.

Nach Kriegsende setzte Geiges die Fenster einzeln nach und nach wieder ein, die
Restaurierungsarbeiten wurden fortgesetzt. Und nun setzte fast gleichzeitig eine ungeheure
Kritik ein, in Freiburg zunächst, aber übergreifend auf fast ganz Deutschland
: Die Freiburger Münsterfenster seien „für immer verdorben!"

Hier können nur einige Dokumente dieser Auseinandersetzung vorgelegt werden.
Der Freiburger Erzbischof ließ sich vom Angegriffenen selbst berichten:14 Er verwies
auf die Verfassung der alten Fenster, begründete die Notwendigkeit der Herausnahme
aller Fenster, erläuterte seine Erfahrungen aus Restaurierungen von
Glasfenstern in den Kirchen anderer Städte und verwahrte sich gegen behauptete
finanzielle Überforderungen.

Inzwischen liefen die Restaurierungsarbeiten weiter, die Inflation ließ die Kostensummen
steigen: Als Sponsoren zeigten sich u. a. die reichen Kirchenfonds von
Forbach und Bad Rippoldsau, die mehrfach Millionenbeträge leisteten — „aus Ertragsüberschüssen
"; eine entsprechende Inschrift hält dies für immer dankbar fest.

Am 6. Juli 1923 (wenige Monate später wird F. Geiges Ehrenbürger) meldeten
sich die Gegenseite in einer „Denkschrift über die Restaurierung der Langhausfenster
im Münster zu Freiburg" mit massiver Kritik zu Wort.15 Unterzeichnet war sie
von Malern und Bildhauern Oberbadens, der Ortsgruppe des Bundes deutscher
Architekten, der Ortsgruppe des Architekten- und Ingenieurvereins und u. a. vom
Konservator der städt. Sammlungen Noack.

Solche Kritik, solch maßlose Vorwürfe ließen nun auch die Freunde und Verteidiger
von F. Geiges nicht mehr ruhen. Allen voran setzte sich Prof. Dr. J. Sauer, der
„großherzogliche Konservator der kirchlichen Denkmäler der Kunst und des Altertums
" und als solcher bestens ausgewiesen, für den so heftig attackierten Freiburger
„Glasprofessor" ein.16

Weil das Thema über die Monate hin aktuell blieb und inzwischen im ganzen
deutschen Reich kontrovers diskutiert wurde und auch 1925 bei den „Freiburger
Tagen für Denkmalpflege und Heimatschutz" das Werk und die Person von Fritz
Geiges Hauptstreitpunkt werden sollte, griff Joseph Sauer noch einmal zu seiner
scharfen Feder und erwiderte auf die kurz zuvor in der Freiburger Presse veröffentlichten
Anklagen.17

Der Vorsitzende jener Freiburger Tagung für „Denkmalpflege und Heimatschutz
", der Bonner Univ. Prof. Paul Clemen, hat dann eindeutig für Geiges Stellung
bezogen und festgestellt, „mit welcher Umsicht, mit welcher Hingebung und

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