Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 310
(PDF, 41 MB)
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gemindert werden. Die Quellensammlung lädt zu weiterer Forschungsarbeit geradezu ein.
Wir können auf die Ergebnisse gespannt sein. Clemens Rehm

Rudolf Morath: Joseph Hörr (1732 —1785) — St. blasischer Hojbildhauer und Bildhauer der
Universität Freiburg i. Br. — Zu seinem 200. Todestag — Verlag Stadtarchiv Freiburg im
Breisgau, 1985 (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i. Br. Nr. 19) — 326
Seiten, 16 Färb- und 205 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 190 Anmerkungen, Literaturverzeichnis
, Personen-, Orts- und Sachregister.

Mit der reißerischen Überschrift „Ein Mann im Schatten" versuchte 1985 eine forsche Zeitungsrezension
, die künstlerischen Qualitäten des Freiburger Barockbildhauers Joseph Hörr
gering erscheinen zu lassen und den mit einer Gedenkausstellung im Augustinermuseum
geehrten Meister als „Figur im Grenzbereich zwischen Kunstgeschichte und Heimatkunde"
darzustellen. Was will eine solche Meinung überhaupt sagen? War Hörr nur ein Freiburger
Meister, der höchstens lokales Interesse beanspruchen darf? Immerhin weist der Katalog
„Barock in Baden-Württemberg" (Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Eva Zimmermann,
Band 2/1981, S. 33) darauf hin, daß Joseph Hörr zu den drei „eigentlichen Vertretern des
Zopfstils in unserem Gebiet" gehöre und „unter den für Wentzinger tätigen Künstlern der
beste Steinbildhauer gewesen zu sein scheint". Rechtfertigt die Tatsache, daß Johann Christian
Wentzingers* Entwurf einer Taufsteinschale für das Freiburger Münster 1768 dem Joseph
Hörr zur Ausführung anvertraut wurde, allein schon ein geringschätziges Urteil? War es
nicht so, daß bei der Entstehung des Münstertaufsteins das Licht (und nicht der Schatten)
des großen Freiburger Künstlers Wentzinger auf Joseph Hörr fiel und uns unmißverständlich
dessen Qualitäten beleuchtete? Daß für J. Ch. Wentzinger nach 1760 keine Bildhauerarbeiten
in Stein nachweisbar sind und er beim „Freiburger Bildhauerstreit" 1775/78 überhaupt keine
Rolle spielte, hat eigene Gründe und läßt umso mehr die Bedeutung Joseph Hörrs auf dem
Feld der Bildhauerei als „eigentlichen Vertreter" des barocken Klassizismus im Breisgau erkennen
. Wer außerdem auf den Fall St. Blasien anspielt, muß vor vorschnellen Urteilen gewarnt
werden. Bei genauerem Zusehen erweist sich dort, daß J. Ch. Wentzinger zwar nach
1778 in engem Kontakt mit Fürstabt Martin Gerbert stand und Maler der Rotundenkuppel
des neuen „Schwarzwälder Doms" gewesen ist, aber mit seinen Ideen und Vorschlägen
durchaus nicht so dominierte, wie das vielfach unterstellt wird. Ein Beispiel liefert der
Wessobrunner Stukkator Johann Kaspar Gigl, dem nach „vollkommenster Zufriedenheit"
mit der Ausstukkierung der Dom-Rotunde auch der Bau der neun Stuckmarmor-Altäre anvertraut
wurde. Bis spätestens 1783 sollten diese Altäre „nach der Idee des H. Wentzingers"
erstellt werden. Gigl bekam jedoch ausdrücklich zugestanden, daß „wo eine Abänderung des
Wentzingerschen Risses für gut befunden wird, er nach seinem besten Wissen und Erachten
solche Abänderungen treffen" könne. Im übrigen bestätigte der Berliner Reiseschriftsteller
Friedrich Nicolai 1781, daß die besten Bildhauerarbeiten an der neuen Kuppelkirche St. Blasiens
von Hörr gefertigt worden seien. Von dazu vorliegenden Entwürfen oder Vorschlägen
Wentzingers ist nirgends, weder in Klostertagebüchern noch in den Bauberichten, etwas feststellbar
. Einflüsse auf die Bildhauerarbeiten J. Hörrs in St. Blasien müßten nicht nur bei dem
spät auf der Bühne des Baugeschehens erscheinenden J. Ch. Wentzinger gesucht werden.
Zum Beispiel beim größten und bedeutendsten Werk Hörrs für das Schwarzwald kloster, dem
Prospekt der Chorraum-beherrschenden Silbermann-Orgel, käme auch das Architekten-
Team D'Ixnard & Salzmann und der Straßburger Orgelbaumeister (der Hörr auch in St. Märgen
empfahl) in Frage. Das heißt jedoch nicht, daß kleinliche Festlegungen stilistischer Einzelheiten
anzunehmen sind, wie uns das Beispiel des Altarstukkators lehrt. Das „Schatten-

* Obwohl heute der Name meist mit „z" geschrieben wird, schrieb sich der Künstler selbst mit „tz"! Vgl. ZBreisgauGV
83, 1965, S. 149 Anm. 1.

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