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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 313
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0315
Die Zerstörung großer Teile der Freiburger Nord- und Altstadt durch den nächtlichen alliierten
Luftangriff vom 27. November 1944 gilt zweifellos als das Ergebnis des „schwärzesten
Tages in der Freiburger Stadtgeschichte". Es war zu erwarten, daß regionale Zeitungen (vgl.
„Südkurier" Nr. 273 vom 24. November 1984, Das Besondere Thema: Die Nacht, in der
Freiburg in Trümmer sank ...; „Badische Zeitung" Nr. 275 vom 27. November 1984, Die
dritte Seite: Nur aus Zufall blieb das Münster verschont; „Freiburger Wochenbericht"
47. Woche vom 22. November 1984: Alt-Freiburg stirbt im Bombenhagel und Feuersturm)
und Rundfunksender (vgl. Südwestfunk I. Programm vom 22. November 1984: Freiburg in
Flammen) sowie neue Publikationen das Ereignis ausführlich in Erinnerung rufen und der
Opfer gedenken würden.

Fast 2700 Personen wurden bei dem Luftangriff getötet, der wenige Minuten vor 20.00
Uhr am 27. November 1944 von den britischen Luftstreitkräften (Royal Air Force) mit insgesamt
351 Maschinen der 1. Bomber Group und er 8. „Pfadfinder"-Bomber Group ausgeführt
wurde. Die abgeworfene Gesamtbombenlast betrug 1700 Tonnen, darunter 10200
Brandbomben und 1600 Leucht- und Markierungsbomben. Freiburg wurde schwer getroffen
. Ganze Straßenzüge in der Innenstadt, Herdern und im Stühlinger waren restlos vernichtet
. Viele Gebäude wurden durch die großen Flächenbrände zerstört. Der vom Gegner beabsichtigte
Feuersturm sollte Freiburg als wichtigen Eisenbahn- und Verkehrsknotenpunkt hin
ter der Front im Elsaß ausschalten, um den militärischen Vormarsch der 6. alliierten Armeegruppe
in den Vogesen und zum Rhein zu erleichtern.

Bereits vor dem 40. Jahrestag dieses Luftangriffes erschien der von Walter Vetter herausgegebene
Bildband „Freiburg in Trümmern Ursprünglich als bildliche Ergänzung zu dem
Buch von Max Brücher „Freiburg im Breisgau 1945" konzipiert, geht die Dokumentation
Vetters jedoch weit über das Jahr 1945 hinaus und umfaßt sowohl die Zerstörung Freiburgs
1944 als auch die ersten Jahre des Wiederaufbaus bis 1952. Dabei wird in großer Zahl bislang
nicht veröffentlichtes Bildmaterial vorgelegt. Der begleitende Text soll „die Informationen
vermitteln, die zur Ergänzung des Bildmaterials notwendig erscheinen" (S. 7). Dies gelingt
jedoch nur unzureichend, da der Textteil hauptsächlich aus einzelnen Aussagen und miteinander
nicht verbundenen Berichten zeitgenössischer Zeugen zusammengestellt ist und folglich
nur Teilbereiche bruchstückhaft erklärt und beschreibt.

Die einleitende „Situations"-Beschreibung des Herausgebers ist bedauerlicherweise ohne
Heranziehung britischer und deutscher Quellen geschrieben; die dabei gemachten unkorrekten
Feststellungen könnten die Basis für neue Legendenschöpfungen sein, wenn sie auch in
Neuauflagen bestehen bleiben. So wird falsch angegeben, daß die „bekannte 5. Bomber
Group der Royal Air Force den Angriff geflogen habe, daß zwei Bomber und ein Langstreckenjäger
bei dem Angriff miteinander kollidiert seien, daß Freiburg für die Alliierten als
Angriffsziel „ohne jegliche strategische und taktische Bedeutung" gewesen sei. Ferner wird
fälschlicherweise konstatiert, es habe bis zum Mai 1940 in der Luftkriegsführung des Zweiten
Weltkrieges „das ungeschriebene Gesetz der Beschränkung des Luftkrieges auf militärische
Objekte" (S. 10) gegolten.

Unkommentiert wiederabgedruckt wird auch die alte Behauptung und Legende, der englische
Rundfunk habe in einer Sendung vor dem Angriffstag vor der Bombardierung gewarnt
(S. 27), obwohl sich dafür weder in deutschen noch britischen oder anderen ausländischen
Archiven ein Beweis erbringen läßt. Es ist deshalb bedauerlich, daß die inzwischen vorliegenden
detaillierten und speziellen Forschungsergebnisse der Historiographie über den Zweiten
Weltkrieg nicht herangezogen wurden, um einzelne Angaben und Behauptungen zu verifizieren
oder zu korrigieren.

Sachkundig werden in dem Band auf die administrativen und organisatorischen Schwierigkeiten
hingewiesen, um die auf den 158 Bildern einprägsam vorgestellte enorme Leistung bei

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